Vor ein paar Tagen lief im Bayerischen Fernsehen - natürlich zu fast nachtschlafender Zeit - der australische Spielfilm "Der Mann, der Gott verklagte". In dem von Mark Joffe 2001 inszenierten Film verklagt ein Anwalt den lieben Gott, um den Begriff "Höhere Gewalt" als interpretierbares Schlupfloch der Versicherer bei ihren Policen in Frage zu stellen. Der absurde Prozess, der Spitzenvertreter aller in Australien praktizierten Religionen aber auch deren Geldgeschäfte quasi mit auf der Anklagebank sieht, gipfelt hinter den Kulissen schließlich in der gemeinschaftlichen Aussage der Kleriker:
"Wenn wir nicht in den Ruin getrieben werden wollen, müssen wir die Existenz Gottes leugnen!"
In den Spätnachrichten nach diesem Film wurden immer mehr Details zum Börsengang des 27jährigen Facebook-Erfinders und Multimilliardärs Mark Zuckerberg bekannt. Glaubt man da dem mit Oscars prämierten Spielfilm "The Social Network", so hat der verkrachte Student seinen in der Wirtschaft beispiellosen Erfolg mehr oder weniger dem Diebstahl eines Algorithmusses zu verdanken. Diese sich aus sich selbst weiterentwickelnde Folge von Programmierungen - eine gezielte Daten-Evolution quasi - scheint aber wohl urheberrechtlich nicht zu schützen gewesen zu sein. Zwar wären Algorithmen patentrechtlich zu schützen, aber eben nur so lange, wie sie in einem geschlossenen Nutzerkreis zur Anwendung kommen (Beispiel Computersteuerungen von Maschinen oder Waffen wie US-Kampfdrohnen). Im Internet werden sie wohl mehr oder weniger sofort zu Selbstläufern.
Dem dummen Alltags-User, der schon das Denkszenario bei den Matrix-Filmen nicht so richtig verstanden hat, taugen die Gedanken, die beim bruchstückhaften Zusammenfügen solcher Informationen und Warnungen entstehen, gut als Basis für eine algorithmisch gesteuerte Paranoia mit einer auf unendlich programmierten Folge von Panik-Attacken:
Was, wenn solche Prgrammierungsketten zu selbstgenerierenden Lauffeuern im Netz werden? Wenn unkontrollierbare Dateneruptionen die Herrschaft über die Menschheit gewinnen und am Ende gottgleich über unser Schicksal entscheiden? Wenn sie zum Beispiel die Programme der Versicherungskonzerne durch höhere Gewalt grundsätzlich bei jedem Fall zur Auszahlung zwängen und die Einlagen der Weltkirchen zur gezielten, rückhaltlosen Verteilung an alle Hungernden dieser Erde freigäben.
Was, wenn Gott am Ende nur noch ein Algorithmus wäre?
Dann wäre auch die klassische Antwort der von Huxley geprägten Agnostiker auf die Frage nach der Existenz Gottes ein Auslauf-Modell.
Frage: Gibt es einen Gott? Antwort: Ich weiß es nicht!
Und jetzt?
Frage: Gibt es Algorithmen? Antwort: Ja, schon, aber ich verstehe sie nicht!
Nur gut, dass ja bald Weltuntergang ist....
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