Jetzt hat die Volkserhebung an der afrikanischen Mittelmeer-Küste auch die Ägypter erreicht. Dann werden wohl auch die Algerier und Marokkaner nicht mehr lange auf sich warten lassen und nach den ersten Versuchen im vergangenen Jahr richtig loslegen. Es sieht so aus, als hätten sich alle maghrebinischen Diktatoren zu spät auf die sich vervielfältigende Gedankenfreiheit via Internet und Handy eingestellt.
Außen- und Wirtschaftpolitiker unseres Landes aber haben nicht etwa Angst vor einem gewaltigen Genozid oder einem Weltbrand, der aus dieser Lage entstehen könnte, sondern beeilen sich gleich wieder mit Besorgnisäußerungen zu Migrationswellen oder Gefährdungen wirtschaftlicher Interessen. Das bedeutet entweder, dass alle unsere Dienste unisono versagt haben oder dass deren Erkenntnisse so erschreckend sind, dass die liberalen Luschen im Kabinett Merkel sich lieber inkompetent geben, als die eigentliche Gefahr beim Namen zu nennen: Die weitere "Iranisierung" der arabischen Welt.
Jetzt rächt es sich, dass das Regime Mubarak mit seiner Staatssicherheit vom Westen zwei Jahrzehnte als externe Folterkammer mißbraucht wurde. Wer Henkersknechte braucht, um Israel zu schützen und das Gleichgewicht in der Welt zu halten, der darf sich nun nicht wundern, wenn die wütenden Angehörigen der Opfer oder die wenigen überlebenden Gefolterten ins radikale, antiwestliche Lager wechseln. Es ist nämlich einfach nicht wahr, dass die Oppositionen - wie noch behauptet wird - ohne Führung sei. Wobei ElBaradei jedoch tatsächlich der einzige wirklich demokratisch gesonnene Hoffnungsträger von Weltrang sein dürfte
Es ist viel mehr so, dass die unterdrückungsresistenten Netzwerke im Überlebenskampf schon längst eine dschihadistische Untergrundstruktur aufgebaut haben, die nicht nur grenzüberschreitend funktioniert, sondern weit über die Grenzen der arabischen Welt hinaus reicht. Die Führung der US-Streitkräfte, die zum Beispiel auf der südphilippinischen Insel Jolo Schutzdienst leisten, weiß nicht erst seit dem Anschlag auf Mumbay, dass das Alquaida-Netzwerk viel weiter in den Osten reicht, ja hier über Nacht sogar einen weiteren Großbrand entfachen könnte; mit einem riesigen Schattenheer unter Waffen, das zahlenmäßig ums dreißigfache überlegen wäre. Der strategischen Dschihad wartet nur auf den rechten Moment dort oder im Maghreb ein weiteres Afghanistan zu schaffen.
Haben denn alle vergessen, wie schnell das ölgeschmierte Schah-Regime verschwunden ist, und was es für einen Blutzoll gekostet hat, Saddam Hussein, den die erste Bush-Administration ja gerade mit ihren Waffenlieferungen in die starke Position am persischen Golf gebracht hatte, wieder los zu werden?
Für Tunesien, Marokko und Ägypten ist der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige, deshalb werden die Takfiri - auch wegen der lockeren Sitten der Touristen - nicht davor zurückschrecken, ihn in ihre Strategien mit einzubeziehen. Europäische Winterflüchtlinge werden dort bald kaum noch Platz an der Sonne haben. Aber das könnte dann das vergleichsweise geringere Problem sein.
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