Donnerstag, 6. Juni 2024

Das Narrativ ist das Kuckucksküken in der faktischen Geschichte

 

Quelle: pixabay
Wenn's denn nur bei Erzählungen bliebe

Seit es die Politiker und Intellektuellen so häufig verwenden, hat sich die Begrifflichkeit des Lehnwortes "Narrativ" stetig verändert. Je mehr sie es missbräuchlich verwenden, desto weiter Rutscht es im Sinn hin zu Legende oder gar Lügenmärchen. Dabei war ein Narrativ im Sinn der Studiker einst nur eine lehrreiche Erzählung...

Soviel vorweg. Immer häufiger denke ich darüber nach, was mein Enkel wohl als Erwachsener von dieser Gegenwart noch weiß oder wie er sie dann als Geschichte interpretiert bekommt. Der Vorteil eines langen Lebens ist ja - wenn man nicht ganz tumb hindurch geht - dass eine(r) sich selbst einen Reim auf die zurückliegende Zeit machen kann. Weil sie eben durch die eigenen (zwar nachlassenden) parallelen Erinnerungen gefiltert werden können. Agnostiker wie mein Vater und ich haben den Nachteil, dass sie keine Hoffnung haben, wissen zu können, wie es nach ihrem Tod weiter gegangen ist. Mein Vater ist kurz vor dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung gestorben. Was hätte ihm seine Geburtsstadt Berlin noch Lebenskraft geben können...

Kein aufrechter Mensch bangt nicht daran, was die wenigen KZ-Überlebenden wohl nun wieder von den aktuellen Generationen denken müssen. Oder die D-Day-Veteranen, die wie durch ein Wunder heil der Todes-Lotterie bei der Landung in der Normandie entronnen sind, während neben ihnen ein Kamerad oder gar Freund in der Brandung versunken ist. Alles, nur um die Welt von den Nazis zu befreien, . - Und dann tauchen sie allenthalben wieder auf. Eben auch bei den einstigen Alliierten. Der Rache schwörende Trump als erneut zum POTUS Gewählter, würde Putin in Europa wohl eher nicht Einhalt gebieten wollen. America First!

Was da doch alles an Geschichtsklitterung in den  diversen Wahlkämpfen läuft! Wie hält der um zehn Jahre ältere Fakten-Sammler Heinrich August Winkler all die Narrative dieser Zeit nur aus, wenn ich langsam ab ihnen verzweifle? 
Ich werde jetzt als Zeitzeuge, endlich seinen noch verschweißten vierten Band seiner "Geschichte des Westens" in Italien öffnen, um herauszufinden, wie viele der sich epidemisch ausgebreitet habenden Narrative als Kuckuckseier in meinem Hirn ausgebrütet worden sind.

Bis alle WLAN-Probleme auf der Burg behoben sein werden, wird es mit dem ersten Brief wohl bis zum Freitag den 14. Juni dauern. Dann habe ich auch hoffentlich die Ergebnisse der Europawahl einigermaßen verarbeitet.

Ein Narrativ von ungeheurer Dreistigkeit ist Putins Behauptung,
die Ukraine sei schon immer russisch gewesen,
und er hole sie nur "Heim ins Reich". Als das Volk
der "Rusen" nur durch die Unterstützung der Wikinger
im 9. Jahrhundert in Kiew einmarschierte,
hatte die heutige Ukrainische Hauptstadt mit ihren
Ur-Siedlungen bereits eine über tausendjährige Geschichte hinter sich
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Ukraine

Neue Briefe von der Burg ab Freitag, den 14 Juni in alter Frische
Bleibt mir gewogen



Dienstag, 4. Juni 2024

Was, wenn Europa den Freitod wählt

 

Der amerikanische Roman-Autor Thomas Wolfe (1900 bis 1938) wurde wie viele Geniale viel zu früh aus dem Leben gerissen. Er hinterließ jedoch einige seherische Werke, die ihn auf eine Stufe mit William Faulkner und Hermann Hesse stellen. Dass er gerade im Deutschland bis zur Nazi-Zeit mehr gelesen wurde als in den USA, lag daran, wie vorausschauend er die Braune Pest in seinem Buch "Es führt kein Weg zurück" analysierte. Wolfe unternahm sechs ausgedehnte Reisen durch Europa mit Schwerpunkten in Deutschland. Wer noch unsicher ist, wie und was er wählt, sollte zumindest noch einen Exzerpt dieses Werkes wählen: https://www.rezensionen.ch/thomas-wolfe-es-fuehrt-kein-weg-zurueck/3499135957/.

Quelle: wikipedia
Thomas Wolfe
Ich werde - nachdem ich am Sonntag noch meine Stimme abgebe, bevor ich mit Übernachtung in der Schweiz wieder nach Italien wechsle - diesmal von der Angst begleitet, ich könne bei der Rückreise im Spätherbst durch drei rechtspopulistisch regierte Länder in ein Deutschland kommen, in dem die AfD trotz aller Skandale zweitstärkste Kraft geworden ist. Dass Le Pen und Meloni sich demonstrativ von den Deutschen Rechten abgewandt haben, ist ja nichts als "Kreidefresserei", um eine mögliche Schwächung ihres Erfolges zu vermeiden.
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Es kann demnach zu einer Situation im Europäischen Parlament kommen, in der viele Abgeordnete sitzen, die Europa abschaffen wollen. Das wäre ja nicht nur ein parasitärer Vorgang, sondern käme in den kriegerischen Verhältnissen, die derzeit rund um den Globus herrschen, quasi einem selbstgewählten Tod, einem Suizid, gleich.

Natürlich sind die "Vereinigten Staaten von Europa" eine Geburt mit vielen Behinderungen gewesen, und der Brexit und die östlichen Randstaaten verzögerten bisher ein besseres Zusammenwachsen. Aber was hätte dieser im Prinzip kleinflächige Staatenbund EU denn sonst zwischen den großen Blöcken für eine Überlebenschance in der sich möglicher Weise anbahnenden, neuen Weltordnung?

Wenn jetzt 16jährige Europäer zur Wahl schreiten, die per se mit dem Begriff D-Day schon gar nichts mehr anfangen können, der morgen vor 80 Jahren begann, ist es an der Zeit, dass die Verteidiger der Demokratie - trotz aller Selbständigkeit - die Jungwähler doch noch einmal an die Hand nehmen...

Quelle: pixabay
Bei der nächsten "Götterdämmerung" dämmert es wohl keinem mehr::
Die Landung der Alliierten am 6. Juni 1944 in der Normandie


Sonntag, 2. Juni 2024

Bank-Raub

 

Quelle:Pixabay
Als wir ins Glashaus zogen, gab es eine Filiale unserer Bank an der nächsten Ecke. Zugegeben, das Personal bestand damals schon nicht aus den hellsten Kerzen auf der Torte. Aber zumindest war es bemüht, uns halbwegs aus dem Schlamassel zu holen, das ihre Berater im Jahr 2008 mit unserer "Altersvorsorge" angerichtet hatten, Inzwischen ist die Filiale - wie viele andere verschwunden. Die nächste für uns erreichbare ist vier Kilometer entfernt und eigentlich nur mit dem Auto problemlos zu erreichen. Will die fürsorglichste Ehefrau von allen, die die Bankangelegenheiten wegen deren Trostlosigkeit und meiner Wutausbrüche bei diesem Thema längst übernommen hat, mal direkt Service, muss sie sich in immer länger werdende Schlangen einreihen. Es fehle an ausgebildeten Schalter-Personal jammern die Banken. Tatsächlich gibt es im Bankwesen immer weniger Ausbildungsplätze.

2.500 Filialen wurden bereits 2020 in Deutschland geschlossen. Das waren rund 10 Prozent. 2023 - also nach der Pandemie - vermeldete der Münchner Merkur in seiner Ausgabe vom 11. Dezember, dass knapp ein Viertel aller Filialen in den vergangenen sieben Jahren dicht gemacht hätten. OnVista meldete vor gut zwei Wochen, dass es in Deutschland erstmals weniger als 20.000  mit Mitarbeitern besetzte Standorte gäbe. Ja, wer will denn da dann noch eine Bank-Lehre absolvieren?

Ganz offensichtlich - vor allem durch die Ausdünnung ländlicher Filialen - sollen selbst Alte und Älteste auf diese Weise zum sogenannten Online-Banking getrieben werden. Darauf lassen wir uns aber nicht ein, weil sich darum mittlerweile unsere mit allen Cyber-Tricks geimpfte Tochter kümmert. Sie hat uns auch strikt verboten, auf unseren Handys Finanz-Mails anzuklicken, von denen wir die Absender nicht kennen. Aber selbst dann seien wir vor dem sogenannten Phishing nicht geschützt.

Quelle: Pixabay
Beim Form für Cyber-Sicherheit referierte Jörg Zierke vom BKA, dass sich die Angriffe auf das Online-Banking 2023 um 20 Prozent erhöht habe. Da stütze er sich aber nur auf die 4.100 Fälle, die der Polizei gemeldet wurden. Die Dunkelziffer muss demnach grausig sein, weil die Cyber-Gangster mittlerweile Konten auch  systematisch mit kleinen Summen  automatisch belasten. Wer hat schon alle Einzugsermächtigungen, die er erteilt im Kopf? Der Normal-Kunde tut sich auch deshalb schwer, weil er die ausgedruckten Konto-Verläufe in totaler Aussparung des früheren Services und des Portos natürlich (!) nur noch einmal im Monat bekommt. Da auch kleiner Beträge fast nur noch  mit Karte bezahlt werden, verliert ihr Nutzer da leicht den Überblick. Des Öfteren habe ich mich schon gefragt, wieso bei all der Elektronik überhaupt noch Bankgebühren einbehalten werden. Oder steckt am Ende hinter der ganzen Politik der Großbanken, die bei fast jeder Kriese von uns Steuerzahlern gerettet werden müssen, nicht der wahrhaft größte Bank-Raub der Geschichte.

Quelle:Handelsblatt
Da im Umfeld von mehr als drei Kilometern wegen der vielen Anschläge auf sie, für uns kein Bankomat mehr erreichbar ist, sind wir dazu übergegangen, die Summen, die wir beim Einkauf in Supermärkten berappen müssen, aufzurunden, um so an Bargeld heranzukommen. Aber das ist eine Win-Win-Situation, die die Banken nun auch unterbinden oder an der sie zumindest partizipieren wollen. 

Auf den Rechtsstreit bin ich schon gespannt, aber, dass man mal zu dem Spruch "so sicher wie eine Bank" zurück kommt, das bezweifle ich...

Quelle: tagesschau.de
Mit Karte zahlen und Bargeld zurück bekommen,
Selbst das versucht die Allmacht der Banken zu unterbinden