Freitag, 2. Februar 2018

I Robot!

Als ich noch als Lehrling des Verlagsbuchhandels im Lektorat vom Wilhelm Goldmann Verlag wegen meiner Englisch-Kenntnisse amerikanische und britische Paperback- Literatur auf mögliche Tauglichkeit für den deutschen Markt "vor"lesen durfte (was den tyrannischen Wilhelm Goldmann so echauffierte, dass ihm das Gebiss heraus fiel, als er mich anpöbelte.. ) hatte ich schon ein Lese-Erlebnis intus, das mir den Schubs zum Planen meiner Zukunft gab.

Das von der Agentur Mohr-Books in Zürich vermittelte Manuskript hieß "Science Fiction for People who hate Science Fiction".
Im Raum-Zeit-Kontinuum altern
Helden wie Perry Rhodan natürlich nicht.
Beim seinem 50jährigen Jubiläum
bekamen ihn die weltweiten Fans
unverändert zu Gesicht


Terry Carr, offenbar ein Mann von meinem Humor, hatte Scifi-Geschichten der Weltliteratur zusammen getragen, die nichts mit der Ernsthaftigkeit von Perry Rhodan oder der angst machenden Voraussicht von Stanislav Lem gemeinsam hatten.

Meine Lieblings-Geschichte im Steno:
Versandhandel verschickt aus Versehen anstelle eines Hunde-Roboters, der im Garten bellen und so Ungebetene abhalten soll, einen Reparatur-Roboter in der Erprobung. Der kann nicht nur reparieren, sondern stellt sich bei den Reparaturen selber die Aufgabe, alles, was dem Haushalt dient, in Windeseile zu  erschaffen. Über das Ende muss hier nicht länger nachgedacht werden, wenn wir die heutigen Nachrichten lesen:

Schon bis 2022 werden digital gesteuerte Roboter die Arbeit derart an sich reißen, dass mehr als drei Millionen Arbeitsplätze alleine in Deutschland wegfallen werden. In den kommenden 20 Jahren seien die Hälfte aller Berufsbilder bedroht...

Stanislaw mit Roboter-Dackel
Leider weist der Zeigefinger, mit dem ich auf diese erschreckende Zukunft deute, in dreifacher Weise auch  auf mich zurück.

Denn als ich begann, die Zeitschriften und Bücher unter meiner Obhut "computer to plate" - also ohne Litho-, galvanische Betriebe, Setzereien, Metteure und Andrucke zu optimieren, guckten Betriebe. mit denen ich ein Jahrzehnt lang zusammen gearbeitet hatte, auch in die Röhre.

Nur muss keiner glauben, dass das was ich gemacht habe, heute noch "state of the arts" wäre. Print ist dem Tode nahe und wird ähnlich wie Shelllack-Platten bald nur noch als Sammlerwert eine Renaissance haben: Hörbücher muss man eben nicht umblättern. Und was macht  einer mit einem 40 Euro teuren Buch, dass einem nach dem ersten Kapitel nicht  mehr zum Weiterlesen reizt?

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