Samstag, 31. Januar 2015

Das Sorbas-Syndrom

Gerade wieder mal wird deutlich, welche grandiose, parabelhafte literarische Figur Nikos Kazamtzakis mit seinem Alexis Sorbas erschaffen hat. Was bei uns die große Griechenland-Liebe ausgelöst hat, war hintergründig auch eine Analyse des griechischen Volkscharakters:

Alexis, war das männliche Urgestein,  das jederzeit willens war, die Arbeit liegen zu lassen, um für einen Syrtaki und einen Krug Wein aufzuspringen und ins pralle Leben zu tauchen. Er löste bei Nordlichtern beiderlei Geschlechts die Vorstellung aus, auch so sein zu wollen.

Aber, wer genauer hinliest, merkt rasch, dass im Roman auch Eigenschaften an ihm angesprochen werden, die bei aller Empathie viel Geduld von Freunden und Partnern verlangt:

Große Ideen haben, aber sie mit dem Geld eines anderen nur unvollkommen verwirklichen wollen. Wenn das System dann zusammenbricht (im Buch die Transport-Seilbahn), wird es mit einem Gelage zu Grabe getragen...

Das ist liebenswert. Auch was der ungebildete Sorbas sich alles zumutet, Konstrukteur, Bergwerksaufseher zu sein reicht ihm nicht. Er ist Psychologe und ein Manipulator ohne wirkliches Verantwortungsgefühl. Immer auf seinen Charme und diese Sehnsucht heischende Lebensart bauend. Keiner kommt jemals auf die Idee, seine grenzenlose und dadurch auch rücksichtslose Naivität zu hinterfragen.

Isoliert betrachtet hat das in der griechischen Geschichte auch nicht geklappt. aber es hat wenigstens der Romantik in der Betrachtungsweise anderer nicht geschadet. Das Mutterland der Demokratie ist seit der Antike durch wahre Blutbäder gegangen und hat sich 1830 sogar mit Otto von Bayern - trotz des Willens zur Demokratie -  einen Monarchen aufzwingen lassen. Eine Monarchie, die bis nach dem Zweiten Weltkrieg hielt und dann durch faschistische Militär-Diktaturen in eine von Oligarchen beherrschte Kapital-Gesellschaft verwandelt wurde, in der Reiche immer reicher und die Armen immer ärmer wurden.

Aus jener Zeit stammt auch die bis heute herrschende Vorstellung, dass je reicher einer ist, er desto weniger Steuern zu zahlen habe.

Im Größenwahn, dann ein Teil Europas zu sein, mussten natürlich aus dem bereits 2004 vorherrschenden Staatsdefizit prachtvolle Olympische Sommerspiele ausgerichtet werden. Zorbas The Greek hätte da durchaus zum Maskottchen getaugt. Feiern könne sie - die Griechen!

Aber wer zahlt am Ende die Zeche? Natürlich ist der  auf demokratischem Weg vollzogene Politik-Wechsel angesichts der griechischen Geschichte eine wahrhaftig zu würdigende Errungenschaft.
Aber zu prassen und dann die Rechnung nicht zahlen wollen, das ist übel. Das sind ja keine durch einen Krieg entstandene Reparationskosten Herr Tsipras! Und als Sozialist mit Nationalen ins Bett zu gehen, hat schon mal schnurstracks in den National-Sozialismus geführt. Die Argumentationskette war damals übrigens ähnlich. Deutschland sollte von einem Joch befreit werden, das es sich selbst übergestülpt hatte...

Wollen wir hoffen - Herr Tsipras, dass Ihre  krawattenlose Hemdsärmeligkeit bei dem Vornamen nicht ein böses Omen ist...

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