Montag, 23. Dezember 2013

Inflationäre Empathie

"Ein narzisstischer Mensch mit übersteigertem Geltungsdrang und egozentrischem Verhalten kann zweckgebunden durchaus sympathische Züge (ohne jegliche Empathie) an den Tag legen, die spätestens dann verschwinden, wenn es gilt, eigene Ambitionen durchzusetzen.
Das Gegenteil von Empathie ist Egozentrismus."
Ganz selten, liebe Leser, neige ich dazu, so ausführlich zu zitieren wie in diesem letzten Blog vor Weihnachten. Aber ich ziehe meinen Hut vor der Präzision, mit der der Unterschied zwischen Empathie und Sympathie hier auf den Punkt gebracht wurde. 
Herzlichen Dank  an http://www.gutefrage.net.

Seit Monaten rege ich mich darüber auf, dass das neue Modewort "Empathie" zu 90 Prozent von textenden "Narzissen" falsch angewendet wird. Aber ich wollte nicht den "Besserschreiber" geben, weil das ja auch wieder eine Form von Narzissmus wäre. 
Ich wünschte nur, ich hätte diese Erläuterung beizeiten selbst so auf den Punkt gebracht und im entscheidenden Moment verbal zitiert, dann wären meiner Tochter und unserer Familie ein gänzlich versautes Weihnachtsfest erspart geblieben.
Als Eltern von erwachsenen Kindern gibt es aber einen Grundsatz: Halte dich aus deren Leben heraus. Sie müssen selber wissen, was sie tun!
Das ist natürlich Gutmenschen-Gedösel, weil egal, wie alt Kinder sind, so etwas knallt ja immer als Bumerang auf Vater oder Mutter zurück. Du siehst das Ding lange wunderschön fliegen, dann beschreibt es diese tolle Kurve, und ehe  du dich versiehst, knallt dir das Teil an den Kopf.
Empathie und Sympathie benötigen eine Trennungs-Schärfe, die  gänzlich verloren geht, wenn Liebe im Spiel ist. Das weiß ich jetzt im Privaten. 
Aber wieso ist das Wort Empathie nun so penetrant in unserem täglichen Lesestoff präsent? Und wieso haben die Kollegen nichts besseres zu tun, den Begriff derart zum Modewort hoch zu schreiben?
Ganz einfach: 
Man wechsle das Wort Mensch im obigen Zitat gegen die Begriffe Politiker oder Politikerin  aus, und schon wird viel leichter verständlich, wieso Leute, die sich im Wahlkampf und in den darauf folgenden Verhandlungen zur Großen Koalition bis zur gegenseitigen Diskriminierung verunglimpft haben, sich nun im Kabinett anscheinend ekstatisch (?!) in den Armen liegen...
So gesehen, hätte Peer Steinbrück im Nachhinein vielleicht nicht unsere Sympathie, aber wohl doch unsere Empathie verdient...
Ob Empathie oder Sympathie; bis zu einem gewissen  Punkt ist ja auch ein Blogger wie der Obelix ein Narziss, der sich eitel im Teich seiner Worte spiegelt. Und damit ihr - liebe Leser - und ich zum Jahreswechsel ein wenig (in empathischen Beziehungen unbedingt erforderlichen) Abstand gewinnen, verabschiede ich mich bis Neujahr in eine kleine Pause. Allerdings weiß ich nicht, ob ich die auch durchhalte, wenn ich mich wieder so auf- oder anrege.

Eine friedvolle Weihnacht und ein noch friedvolleres 2014 bei bester Gesundheit wünsche ich allen. Und bleibt mir bitte so gewogen wie bisher.
Morgen erscheint auf dem Blog Der Burgschreiber noch das letzte Gedicht hinter dem Fenster des Adventskalenders.  Dafür gibt es dann dort aber nach dem 6. Januar wieder heftig deftigen Lesestoff als Fortsetzungsroman..

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