Freitag, 27. Dezember 2024

Alles eine Perspektive der Selbstdarstellung?

Die ganze Welt wird im kommenden Jahr hilflos dabei zusehen müssen, welchen Kurs die Vereinigten Staaten von Amerika unter ihrem Präsidenten Donald Trump steuern werden. Irgendwie bleibt da ein Fünkchen Hoffnung, dass sich seine Regentschaft entwickelt, wie damals als der Cowboy-Darsteller Ronald Reagan - den manche öffentlich ein Arschloch schimpften - sich überraschend vom "America's-Pride"-Prediger - ob gewollt oder ungewollt - zum westlichen, Wegbereiter von Glasnost und Perestroika wandelte.

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"Tear down this Wall Mr. Gorbatschow!" rief er wirkungsvoller als ein Vierteljahrhundert zuvor John F. Kennedy am 12. Juni 1987 in Berlin über die Mauer. Und zwei Jahre später begann sich der Eiserne Vorhang zu öffnen und machte in der Folge den Weg frei zur Wiedervereinigung Deutschlands.

Ich will nicht unken, aber diesmal stehen die Zeichen nicht gut, denn Reagan war bei aller Selbstdarstellung auch von den Rollen geprägt, die er auf der Leinwand verkörperte: Nämlich dem Guten im amerikanischen Wesen. In meiner Kindheit und Jugend, die ich in der Nachbarschaft von amerikanischen Eliten verbrachte, verballhornten wir ein altes Goethe-Zitat in "edel sei der Mensch, hilfreich und amerikanisch". Das lag an den  amerikanischen Filmen und Fernseh-Serien, die wir damals beinahe ausschließlich konsumierten, weil es da noch so wenige eigene Produktionen gab.

Deren Grundmuster waren eben geprägt, dass das Gute im festen Glauben daran obsiegt und dass die Protagonisten, um dieses Ziel zu erreichen, oft mit der Waffe in der Hand wie selbstverständlich und in Abwesenheit von staatlicher Gerichtsbarkeit Rache durch Selbstjustiz sanktionierten.

Wenn man es genau nimmt entspricht also Trump dem Klischee des "Westerners" mehr als es Reagan tat: Er ist nicht nur rachsüchtig, sondern sieht sich unabhängig vom Amt mit der Macht seines vermeintlichen Reichtums auch als über dem Gesetz stehend.

Quelle: www.zdf.de
Ein schuldig gesprochener Straftäter als mächtigster Mann der Welt.
Amerika, das Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten?
Was er gewählt ja jetzt in die präsidiale Praxis umsetzt. Indem er nämlich all seine Narrative von gestohlenen Wahlen und politisch motivierten Strafverfahren durch seine Wiederwahl als erwiesen hinstellt. Seiner Straffälligkeit hat er ja quasi schon in seiner ersten Amtszeit den Riegel vorgeschoben, als er  durch gezielte Berufungen für eine Gesinnung-Priorität im Supreme-Court sorgte.

Auch die Todesstrafe, die er wieder generell einführen will, könnte ihm als politisches Instrument dienen, mit der er einschüchtern und Druck erzeugen will. In der Art zum Beispiel, wie er im Wahlkampf ankündigte, gewissermaßen jederzeit einen Bürgerkrieg vom Zaun brechen zu können, würde er nicht gewählt. Wird er nun politische Gegner schlimmer als in der McCarthy-Zeit verfolgen lassen? Und denen dann unter dem Jubel seiner Anhänger womöglich einen Schauprozess wegen Hochverrats anhängen? Einen "Judge Freesler" ließe sich schon finden.

Quelle: N-TV
Die Republikaner, die bei der Abstimmung über den aktuellen Überbrückungs-Haushalt gegen Trumps Versuch gestimmt haben,  den Staat auf Anraten Elon Musks lahm zu legen, sollten schon mal ihre Koffer fürs Exil packen.

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