Für die langen Fahrten zwischen unseren beiden Wohnorten wählen wir grundsätzlich Sonntage aus, weil wir dem LKW-Verkehr ausweichen wollen. Wir sind froh, dass wir heute diese Wahl haben, aber was haben wir uns im Arbeitsleben über die Menge an Lastwagen auf unseren Straßen aufgeregt. Zwischen den Verlagen in Mannheim und Stuttgart, die ich zu bedienen hatte, ließ ich in Staus ein paar Lebensjahre; sowohl zeitlich als auch durch den Stress. Schuld war meistens der LKW-Verkehr, der in obligaten Baustellen zu dem mittlerweile auch wissenschaftlich erforschten Rückstau sorgte.
Klar regen wir uns vor allem im Urlaubsverkehr über die LKW-Kolonnen auf. Aber was wird, wenn diese Glieder der Lieferketten marodieren? Quelle: faz,net |
Die von unseren Grünen angestoßene Verlagerung des Schwerverkehrs von der Straße auf die Schiene scheint, den aktuellen Zahlen zufolge, gründlich fehl geschlagen zu sein. Zu Beginn diesen Jahres waren allein in Deutschland 3,4 Millionen LKW zugelassen - fünfmal mehr als noch vor 50 Jahren... Damit ist Deutschland mit Abstand Europameister.
Aber jetzt das: Die Lieferketten drohen zu zerreißen. Und das ist nicht allein der Pandemie geschuldet, denn es fehlt nicht nur in Großbritannien wegen des Brexit an Fahrern, sondern insgesamt geht der Transport-Branche in ganz Europa der Nachwuchs aus. Klar haben wir während der Lockdowns vor allem auf das Krankenhaus- und Pflegepersonal geschaut, aber jetzt, da sich selbst die Lieferdienste an die Haustür immer mehr versspäten oder das Weihnachtsgeschäft zu kollabieren droht, richtet sich das Augenmerk endlich auch auf die Brummi-Fahrer und die LKW-Fahrerinnen.
Den gemütlichen Brummi der Vergangenheit, hat es eigentlich noch nie gegeben. Es wird Zeit, dass dieses Bild gendergerecht übermalt wird... Quelle: transport-online.de |
Die Leute an den Lenkrädern der Laster, die soviel Verantwortung im alltäglichen Straßen-Verkehr tragen und die wir so oft verfluchen, sind ähnlich dramatisch unterbezahlt. Ihre Arbeitszeit wird bis zur krassen Ausbeutung ausgedehnt - trotz Fahrtenschreiber und gesetzlich vorgeschriebener Pausen . Auch in Deutschland fahren immer mehr mit einem LKW-Führerschein aus osteuropäischen Ländern zum Mindestlohn oder gar noch darunter. Es wäre also zu unser aller Sicherheit der Politik angeraten, die Standards so anzuheben, dass nicht noch mehr Desperados mit Tonnen schwerster Güter über unsere Straßen düsen. Es reicht schon, dass Boris Johnson sie mit Spezial-Visa in den Linksverkehr seiner Insel locken möchte...
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