Montag, 14. Juni 2021

Aus Mangel an Berührung


Quelle: diemagiederberührung.com


Als wir gestern vom Familien-Abschieds -Grillen nach Hause fuhren, knutschte sich mitten im Verkehrstrubel einer Kreuzung ein Paar mit so inniger Hingabe, wie ich sie in den letzten neun Monaten  nur in Filmen gesehen habe. Ich hätte meine Lieben auch noch mal gerne in die Arme genommen, aber wir haben uns in der Pandemie eine gewisse "Körperlosigkeit" angewöhnt, die vor allem mein noch nicht geimpfter Enkel automatisch einhält. Stattdessen musste der kleine "Chewy", der sechs Monate alte Highland-Terrier meiner Tochter unsere aufgestauten Schmuse-Einheiten ungebremst über sich ergehen lassen...

Chewy ist der Kleine rechts unten
Foto:MPD
Meine Tochter schrieb noch am Abend, der Hund sei von soviel Zuneigung fix und fertig gewesen. Mir war vor allem durch die wieder aufgekommene Erinnerung an den Airedale-Terrier, der das Heranwachsen meiner Kinder über 13 Jahre lang begleitet hatte, sehr weh ums Herz. Tiere werden eben zu Familien-Mitgliedern, die selbst nach zwei Jahrzehnten immer noch Zuneigungs-Lücken hinterlassen.

Wie werden sich die "Schmuse-Lücken" der vergangenen Monate vor allem emotional auf die jungen Menschen dieser Epoche auswirken? Nicht, dass sie mal "aus Mangel an Berührungen" wegen fehlender Empathie zur Einsamkeit verurteilt sind.

Jetzt geht es wieder in die Italienische Zweitheimat. Die Burggeister sind aufgrund ihres Alters allesamt durchgeimpft. Mal sehen, ob wir uns wieder in den Armen liegen...



"Briefe von der Burg" poste ich wieder ab 23. Juni. Bis dahin: Bleibt mir bitte gewogen.

Freitag, 11. Juni 2021

Sonderbar eigenbrötlerische Kommandos

Das SEK-Frankfurt wurde sofort
aufgelöst Quelle: stern,de
Also da ist mir doch gestern das schallende Gelächter im Hals stecken geblieben. ein hessischer Ober-Polizist versuchte zu analysieren, wieso nun auch im dortigen LKA Beamte des Sonder-Einsatz-Kommandos durch antisemitische und volkverachtende Chats auffällig geworden seien. Er meinte sinngemäß, die Jungs seien eben speziell körperlich und waffentechnisch trainierte Notfall-Spezialisten, bei denen wohl das intellektuelle Training des Geistes bei der Staatsbürgerkunde zu kurz gekommen sei.
Quelle: hröbuch.com

Na super! Nachdem Nazi-Verherrlichung, Waffen- und Munitions-Klau auch bei der heldenhaft verehrten GSG9 aktenkundig geworden sind, muss man wohl im Einklang mit der Reichsbürger-Bewegung langsam angst haben, dass sich da wieder unter Nazi-Parolen Umstürzler vereinen, die von einer anderen Staatsführerschaft träumen und bereit hochgerüstet zum Umsturz bereit sind.

Das erinnert mich irgendwie an das gerade überstandene Ende der Trump-Präsidentschaft, als Bewaffnete das Capitol stürmten. Hat die Welt beim Geschichts-Unterricht total versagt, dass der Trend mancher Staaten zum Zweit-Hitler geht?

Dass Militärs dank stoischer Kommando-Struktur ihre Soldaten gerne zur Unterstützung bei Staatsstreichen missbrauchen, erleben wir ja gerade wieder von Mali bis Myanmar. Wieviel Blut schon von Patrioten beim Überwinden einer "Junta" geflossen ist, sollte da bei der freien Nachrichtenlage  in unseren Breiten eigentlich die Wurzeln vom ominösen "Baum der Freiheit" (Thomas Jefferson) längst verdorren lassen, Stattdessen breitet sich beim Querdenken erfolgreich neues ideologisches Unkraut aus.

Als sie noch Helden waren:
Ulrich Wegener, "Held von Mogadischu"
begründete den Ruf der GSG9
Quelle: welt.de

Mittwoch, 9. Juni 2021

Gut geimpft ist halb gewonnen?

So, nun habe ich auch meine zweite MODERNA-Impfung. - Ohne Nebenwirkungen, wie sie die fürsorglichste aller Ehefrauen für 24 Stunden aushalten musste. Dafür habe ich eine ganz schöne Beule am linken Oberarm. Das Impfzentrum im Münchner Messegelände war vergleichsweise leer. Da war noch nichts von der Aufhebung der Priorisierung  zu spüren. Auch die Reihen bei den Zweitimpfenden waren verschwunden. Ein netter Arzt in etwa meinem Alter wartete sogar schon auf mich: gepikst, Impfpass ausgefüllt und abgestempelt, fertig. Insgesamt dauerte der Durchlauf samt dem Abwarten danach eine halbe Stunde. Da muss man aber die bestimmt zwei Kilometer im  Zickzack-Kurs zu Fuß  zurück zu den Parkplätzen noch abziehen.

Vorgestern waren eine halbe Million Impfungen allein hier im
Münchner Impfzentrum auf dem Messegelände erreicht.
Die beeindruckende Logistik könnte jedoch
durch das Aufheben der Priorisierung und Mangel
an Vakzinen ins Stocken geraten...
Quelle br.de

Wenn man das bange Warten hinter sich hat, ist auch mal Zeit über die Logistik nachzudenken. Abgesehen von dem unbarmherzigen Computer-Abfragen im Vorfeld, ist es doch beeindruckend, wie eine beinahe Zweimillionen-Stadt am Schnürchen durchgeimpft wird. Den quer denkenden Impf-Verweigerern, die womöglich auch noch Ausländer hassen, verpassen jedenfalls die Erfahrung, dass es ohne die zahlreichen Migranten als Einweiser an den Parkplätzen und beim Überwachen der Maskenpflicht sowie dem Steuern der Elektro-Carts für die Geh-Behinderten mit der Impfung im Großraum München nicht so verhältnismäßig glatt abgelaufen wäre... Auch wenn sie es bei mir nicht lesen werden können: ein herzliches Dankeschön!

Vermutlich werden die ligurischen Strände
- wie hier am 26. Juni 2020  bei San Lorenzo al Mare -
so leer heuer nicht sein
Also werden wir in anderthalb Wochen mit nicht so großen Sorgen den alljährlichen Ortswechsel nach Ligurien vornehmen. Bleibt natürlich die Ungewissheit, ob es trotz aller Maßnahmen nicht doch zu einer vierten Welle kommt. Bei meinem ersten Burgbrief im vergangenen Jahr lobte ich da noch die unerwartete Disziplin der Italiener beim Einkaufen undam Strand sowie in den Restaurants, die da noch offen waren. Aber alle in Gastronomie und im Tourismus Beschäftigten dort sind jetzt natürlich hungrig auf Kundschaft in möglichst ungezwungener Form. Wer weiß welche von unseren Lieblingsrestaurants die Lockdowns überlebt haben. Besonders die Schlemmer-Burgen  in den Bergen waren durch die Umkreis-Beschränkung besonders betroffen.

Wer will, dass alles wieder einmal so wird wie vor der Pandemie, muss sich also auch selbst im Zaum halten...

Montag, 7. Juni 2021

Das Kreuz mit der Unfehlbarkeit

Erste beim 1. Vatikanischen Konzil 1870 wurde die Unfehlbarkeit des Papstes dogmatisiert
Quelle: domradio.de

Wenn der Römische Papst in höchster Lehrgewalt (ex cathedra) spricht, das heißt, wenn er seines Amtes als Hirte und Lehrer aller Christen waltend in höchster apostolischer Amtsgewalt endgültig entscheidet, eine Lehre über Glauben oder Sitten sei von der ganzen Kirche festzuhalten, so besitzt er auf Grund des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren ausgerüstet haben wollte. Diese endgültigen Entscheidungen des Römischen Papstes sind daher aus sich und nicht aufgrund der Zustimmung der Kirche unabänderlich.

Wer glaubt, der Papst sei schon immer unfehlbar gewesen, wird beim "Gang durch die Kirchengeschichte" staunen, dass dieses Dogma tatsächlich  erst 150 Jahre alt ist. Es ist keinesfalls von Gott gegeben, sondern ein Ergebnis des ersten Vatikanischen Konzils 1870; verkündet durch Papst Pius IX.

Jetzt fragen sich langjährige Leser meines Blogs vermutlich, wieso der alte Agnostiker sich heute mit diesem Thema beschäftigt. Ganz einfach: Solange die Katholische Kirche weltweit immer noch eine nicht unbeträchtliche Macht ausübt, muss jede Richtung, die sie einschlägt ohne Angst vor dem Sündenfall hinterfragt werden dürfen.

In der vergangenen Woche gab es mehr als einen Anlass, an der Unfehlbarkeit von Franziskus zu zweifeln. War sein Start ins Amt noch viel verheißend wie die verbale Öffnung seiner Arme für Randgruppen, so wird nun doch offenbar, dass er sich im Spinnennetz kirchlicher Macht verheddert. Seine Unfehlbarkeit betrifft offenbar nicht jene, die in ihrem jeweiligen Kirchenamt im altdeutschen Sinne "gefehlt" haben. Wahrer Kampf gegen die Krake des kirchlichen Kindsmissbrauchs hätte verlangt, dass er mit heiligem Schwert deren Tentakel bis zum Balg abgeschlagen hätte. Stattdessen sah er zunächst zu, wie Ergebnisse von Untersuchungen verzögert, verschleiert oder verharmlost wurden. Die wichtigen Impulse kamen immer von außerhalb des Klüngels. Die Aufarbeitung seiner Kirche im Bezug auf den Zölibat waren mangelhaft und halbherzig.

Dass er nicht der erhoffte Veränderer des Vatikans wurde, den sich viele, die nicht glauben, gewünscht hätten, lässt vermuten, dass er sein revolutionäres Karma zugunsten eines Publicrelation-Papstes verloren hat.
Kann gut mit der Presse.
Bei seinen "Konferenzen" im
Flieger festigte sich
sein Bild in der Öffentlichkeit
Quelle: suedkurier.de


Hat er den zeitlich wohl überlegten Rücktritt von Bischof  Reinhard Marx, seinem engen Berater, überhaupt begriffen, und duldet noch das Aushaaren von Rainer Wölki? Vielleicht in der Hoffnung, dass die zum "Bischof des Bösen" entsandten päpstlichen Ermittler am Ende  - weil alle Beweise durch das lange Zögern längst beseitigt wurden - nichts Belastendes mehr finden?

Aber auch seinen persönlichen Botschaften fehlt es ja in letzter Zeit das "Franziskusche" der ersten Jahre seiner Amtszeit. Zwar äußert er sich bestürzt bestürzt zu den Kinderleichen-Funden in Kanada, aber er umgeht die Entschuldigung für den bestialischen Umgang seiner Kirche mit deren indigenen Zöglingen.
Für jedes tote, indigene Kind
posthum ein Paar Schuhe

Quelle: domradio.de

Freitag, 4. Juni 2021

Die sich die Kugel geben


Wer sich in den USA eine Waffe kaufen will, kann sie beispielsweise durch Vorlegen seines Führerscheins legal erwerben. Einen "Führerschein" zum Gebrauch derselben, braucht er allerdings genau so wenig wie den Nachweis einer sachkundige Unterweisung.


Im vergangenen Jahr starben 20 000 Menschen im "Land of The Free" an einer abgefeuerten Kugel. Die wenigsten davon waren Suizid, die meisten starben bei einem sogenannten "Mass Shooting" durch eigentlich verbotene automatische Waffen. Jahr für Jahr verzeichnet das "Gun Violence Archive" eine kontinuierliche Steigerung. Noch nie war sie jedoch so rasant wie im Wahljahr 2020 (25 Prozent plus). Es gilt  als belegt, dass vor allem republikanische Anhänger und "Trumpisten" nach der Wahl von Joe Biden auf- und nachgerüstet haben. Die motivierte Gewaltbereitschaft, die sich ja schon beim Sturm auf das Capitol erschreckend manifestiert hat, sorgte dafür, dass bereits im ersten Quartal dieses Jahres, ein Drittel von Schusswaffen-Toten des vergangenen Jahres zu verzeichnen war.

Quelle: Handelsblatt

Diese Hilflosigkeit gegenüber der Zunahme des tödlichen Schusswaffen-Gebrauchs haben die Gründerväter der USA ihren nachfolgenden Generationen durch den Zweiten Zusatzartikel zur Verfassung eingebrockt. Das Recht, das jeder US-Bürger eine Waffe tragen dürfe, stammt eben aus der Zeit des Wilden Westens und wurde seither zwar heftig diskutiert aber nie relativiert. Da auch Wähler, die die Demokraten wählen, gerne herum ballern, bleibt es bei Bidens Betroffenheit und markigen Ankündigungen zur Verschärfung. Im nächsten Jahr stehen Halbzeit-Wahlen an, da will man bei nahezu Gleichstand der Lager nichts riskieren. Es sind mehr Schusswaffen im privaten Besitz als es erwachsene US-Bürger gibt.

Die etwa 280 Millionen lassen sich aber dennoch nur schwer zu Kanada oder Deutschland ins Verhältnis setzen: Bei "nur" 7,9 beziehungsweise  5,5 Millionen privaten Waffen sprechen dennoch beide Länder von weiteren Verschärfungen des Waffenrechts.

Übertroffen in der Statistik  der Tötungsdelikte mit Schusswaffen werden die USA allerdings tatsächlich noch -  nahezu verdoppelt  - von Kolumbien und Brasilien...

Wenn  in Kolumbien Wahlen mit der Wahl der Waffen im Drogenkrieg einher gehen
Quelle: zeit-online.de


Mittwoch, 2. Juni 2021

Grenzenlose Gier

Wäre die Welt in ihrer Gesamtheit eine bessere, hätten die Völker, die auf ihr leben, nicht so zu leiden, Die Relation von Gut zu Böse nähert sich dem Gleichstand. Vor allem deshalb, weil korrupte Eliten es den Abgehängten vorbildlich vorleben, wie man ungestraft davon kommt.

Quelle: finanzfrage.net

Für mich war von Anfang an klar, dass es in der Bekämpfung der Corona-Pandemie zu verlockend  leichten Spielraum für Schurkereien gibt: Zu schnell wachsende Bedrohung, zu späte, wirkungsvollere Maßnahmen und vor allem eine zu geringe Überwachung bei der staatlichen Finanzierung. Das einfache, auf gemeinschaftliches Handeln eingeschworene Fußvolk wird durch überbordende Berichterstattung im Schock-Zustand gehalten, während kühles Kalkül ausgerechnet die reich machen soll, die gewählt sind, uns aus dem Tunnel wieder ins Licht zu führen. Das Füllhorn öffnet - um mythisch zu bleiben - gewissermaßen die  unheimliche Büchse der Pandora...

Erst die Masken-Mauschelei dann die Test-Tricksereien. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann die Verknappung der Vakzine weitere Gangster dazu animiert, heimlich ihr Schnäppchen zu machen. Je näher sich solche Finsterlinge an die Schalthebel der Macht pirschen desto größer ist ihr Nutzen. Da hilft auch der investigative Journalismus nur in sofern, dass wir in diesem Verdacht bestätigt werden, um uns noch hilfloser zu fühlen. Aber eigentlich sind das allesamt nur Spitzen gewaltiger Eisberge, die unser gesellschaftliches Gefüge zur Titanic machen.

In diesen Dimensionen kann wohl keiner mehr von Kavaliersdelikten sprechen. Das sind Verbrechen an Wehrlosen, die - wenn sie  bei der Überlastung unseres Rechtswesens überhaupt aufgeklärt werden -  eine neu dimensionierte Höchststrafe verlangen.

Residiert in Münchner "Bestlage" - der
Bundesfinanzhof
Quelle: bundesfinanzhof,de
Der Bundesfinanzhof hat ja ausgerechnet dort seinen Sitz, wo die CSU das Sagen hat, aus der ja die ersten, enttarnten "Kriegsgewinnler" stammen.

Die Ausschüttung gewaltiger Summen durch die Regierungen der EU sind ja von der Schnelligkeit mit der sie erfolgen muss, im Detail der Verteilung gar nicht mehr kontrollierbar. 

Die gestern erst aktivierte Europäische Staatsanwaltschaft hat seit dem Beschluss ihrer Gründung 2017 mit vier Jahren auch lang genug gebraucht, um in die Puschen zu kommen. Dass die Leiterin, die Juristin Laura Cordruta Kövesi, Rumänin ist, muss da aber kein böses Omen sein. Sie hat in ihrer Heimat als Leiterin der obersten Korruptionsbekämpfungsbehörde geradezu herkulische Arbeit geschultert...

Quelle:eroactiv.com