Die Säfte steigen, die Bäume schlagen aus, und die Radler an unserer verkehrsreichen Kreuzung werden noch zahlreicher. Dieser Winter war ein Nonstop-Radel-Winter. Immer mehr packen sich warm ein und radeln aus Kostengründen oder der Fitness halber ohne jahreszeitliche Unterbrechung. München ist in den letzten Jahren eine Radel-Metropole geworden. Es gibt tolle, gut ausgeschilderte Strecken durch die ganze Stadt. Von uns aus kann einer beispielsweise durch ständig grüne Laub-Tunnel bis in die Innenstadt kommen. Dennoch sind die Radwege entlang der wichtigsten Straßen zwar mehr geworden, ober für die Ansturm dann doch immer noch zu eng. Es gibt regelrechte Kulminationspunkte mit hohen Unfall-Zahlen
Dadurch entstand der Begriff Radel-Rambo. Die Jungen auf ihren Sport-Bikes rasen in Höchstgeschwindigkeit ihrem Ziel entgegen, während die älteren Semester als mobile Schikanen betrachtet werden, die durch enge Überhol-Manöver eingeschüchtert werden sollen. Deren Gegenwehr erfolgt auf einer rapide zunehmenden Zahl an E-Bikes. Ha, der will mich überholen? Dann beschleunige ich mal Kurz. Die geheimen "Kraft-Reserven" werden ja immer leichter und schlanker - bei zunehmender Leistung...
Die Folge: die dekorativsten Strecken verkommen zu einer Art "War-Zone", in der vor allem Kinder in Gefahr geraten.
Die zwei Tage vor den Oster-Ferien haben die strammen Herren und Damen vom 47 Polizei-Revier genützt, um den Schulkindern in einer Art Überlebens-Kurs die Herausforderungen an Konzentration und Fahrkenntnis näher zu bringen. Die wegen ihrer merkwürdigen Phasen besonders gefährliche Kreuzung unterm Glashaus, ist dabei ein Muss für die Sensibilisierung. Vorweg ein Polizist oder eine Polizistin hintendran jemand aus dem Eltern-Beirat reihen sich die Kids in Leucht-westen mit Startnummern auf, um den verzwickten Verkehr in den Nebenstraßen zu erkunden. Da gibt es Einbahnstraßen mit legalen Radel-Gegenverkehr, vorfahrtberechtigte Einbahnstraßen, die von Lieferanten rücksichtslos zugeparkt werden und reine Spielstraßen, die von "Anliegern" missachtet werden.
Trotz der strengen Kommandos der "Führungs-Offiziere" haben die Kinder offensichtlich einen Riesen-Spaß und vielleicht ein Sicherheits-Bewusstsein, dass für die Dauer der Ferien reicht. Länger wohl nicht, denn wer genau hinsieht, erkennt, dass die Kids bereits auf Geschossen sitzen. Dass Kinder-Fahrrad scheint nun endgültig passee.
Das erinnert mich an meinen Sohn vor 30 Jahen, der ein Rad für den Schulweg schlichtweg ignorierte, weil es nicht das zu Weihnachten gewünschte BMX-Rad war. Inzwischen fährt er in seinen "In"-Vierteln immer noch auf einem "Rost-Radel" herum, dass ich zum selben Zeitpunkt - trotz einer "Rennmaschine" - gekauft hatte, um mit ihm Vater-Sohn-Ausflüge zu machen...O tempora o mores!
Oster-Ferien sind ein gutes Stichwort: Der Blogger verabschiedet sich in dieselben, um sich ab dem 27. April wieder von der Burg zu melden. Bleibt mir gewogen.
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