Samstag, 29. Oktober 2016

Maul- und Clown-Seuche

Sie maulen, dass sie zu kurz kommen, und dass die Fremden, die unser Land überfluten nur zum Klauen kommen. Und wem geben sie die Schuld? Der sogenannten "Lügenpresse"!

Dieser Tage las ich einen in diese Richtung deutenden Leserbrief; durchaus ernst gemeint und die PEGIDA-Bewegung nicht ausnehmend. Der Empörte meinte allen Ernstes, dass die Presse durch ihre gierige Berichterstattung solche Phänomene erst "hoch" schreibe und damit Nachahmer generiere. Auch die Hass-Clowns seien ja nur über den großen Teich geschwappt, weil die Presse in den USA ein Halloween-Vorgeschmack geben wollte.

Guter Mann! Das erste der meist inszenierten Videos mit Horror-Clowns, die Passanten mit Äxten oder Ketten-Sägen erschreckten, hatte bereits ein paar Millionen Klicks als die US-Medien von diesem neuen Phänomen durch Anrufe aus dem ganzen Land davon in Kenntnis gesetzt wurden. Die heutige Berichterstattung hinkt quasi immer hinter den Sozialen Medien und Stream-Portalen her.

Wie konnten denn PEGIDA und AfD so schnell Fuß fassen? Wenn nicht durch die Flut der "Hass-Tags" und millionenfach geklickter nationalsozialistisch geprägter Verschwörungstheorien. Weder öffentlich rechtliches Fernsehen noch Printmedien können da mit Richtigstellungen gegen halten.

Fakt ist: Ein paar Tage nach dem Auftauchen der Horror-Clowns in den USA hatten die schon Deutschland erreicht. Unser Innenminister hat schärfstes Vorgehen angeordnet, aber dass ein 14jähriger Bedrohter aus Angst einen 16jährigen Horror-Clown mit einem Messer verletzt hatte, war da schon geschehen.

Ein Jahrhunderte alter Berufsstand, der sehr viel zur Demokratisierung der Welt beigetragen hatte, ist in ein paar Tagen derart verunglimpft worden, dass Pausen-Clowns auf Kinder-Geburtstagen schon keine Chance mehr auf ihren kargen Brot-Erwerb haben.

Der Hofnarr,der dumme August, der Arlecchino, (den man fälschlicher Weise nur der commedia dell'arte zuschreibt) Till Eulenspiegel, der Perkeo von Heidelberg und so weiter. Sie alle hatten die Narrenfreiheit, nicht nur dem Volk aufs Maul zu schauen, sondern auch den Mächtigen den Spiegel vorzuhalten, was tödlich enden konnte, wenn die es nicht mit Humor nahmen...

Die Clowns, die später nach den Revolutionen auftauchten, als vieles mit halbwegs politischer Bedeutung einer Zensur zum Opfer fiel, trauten sich nur noch Blödsinn oder stille Mimik in Alltags-Situationen zu. Besonders Kinder liebten ihre leicht verständliche Botschaft. Bis Pennywise, der böse Clown im Roman "It" von Horror-Schriftsteller Stephen King zum Grusel-Hit wurde und verfilmt eine noch größere Plattform bekommen sollte.

Viele dachten gleich beim Auftauchen der ersten Horror-Clowns an einen PR-Gag für die Neu-Verfilmung. Davon hat sich aber King in den - sozialen  Medien sofort distanziert. Dass McDonalds daraufhin seiner Werbefigur Clown Ronald Auftritte verbot, diente der Panikmache noch mehr.

Als sorgenvoller Opa fordere ich aber ab sofort einen weltweiten Artenschutz für die "guten , alten Clowns". Selbst wenn das zu einer beruflichen Registrierungs-Pflicht führte.

Und hört auf diesen Unsinn zu posten!





Die größten Clowns aller Zeiten.
Von oben:
Grock,
Rivel,
und Popow

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Undercut




Wenn Männer einem extremen Mode-Trend folgen, dann kann Mann davon ausgehen, dass über die Hälfte damit echt bescheuert aussieht.

Gestern waren meine Frau und ich in einem angesagten Restaurant, in dem alle Ober Varianten des so genannten Undercuts trugen. Für Mode-Muffel: Das ist ein Haar-Styling bei dem von den Schläfen rundum alles kurz geschoren wird und nur das Haupthaar in phantasievollen Formen stehen gelassen wird. Für mich ein "Uppercut" (Aufwärtshaken) gegen die männliche Schönheit.



Die kroatische Friseur-Meisterin neben dem Glashaus ist eine Spezialistin für solche Schnitte. Sie trägt selbst einen für Frauen extremen. Eine Lisbeth Salander (Vergeltung) in Blond. Der Film ist ja nun auch schon ein paar Jahre alt.

Wie schon berichtet, pilgert die Jeunesee Doree unseres Multikulti-Viertels zu ihr wie zu einem Guru. Auch Moslem-Teens und -Twens, die wegen des immer  luftigen Outfits der Haar-Stylistin aber meist unter strenger Aufsicht von Müttern und Vätern erscheinen.

Also die Ober gestern waren wie ein Ballett für die Möglichkeiten dieses Stils:
Einer trug quasi ein Kohle-Brikett auf dem ansonsten geschorenen Schädel. Sein einer Kollege hielt es mehr mit dem Pony-Rudiment des brasilianischen Fußball-Künstlers Neymar am Stirnbein. Der Chef de Rang allerdings sah aus wie der auferstanden Juden-Vernichter Heinrich Himmler. Das fand ich ziemlich schauerlich..

Es muss davon ausgegangen werden - da die "Frisuren" ja mit Gel vor dem Spiegel  in Form gebracht sind - dass die Jungs das echt schön finden.

Wer macht solche Trends? Die Mode-Friseure jedenfalls waren es nicht - sie  haben ja bereits den Abgesang des Undercuts eingeleitet und propagieren wieder lange Haare, die Mann zum Dutt auf den Hinterkopf bindet. Ganz neu ist dieser bewährte  Hipster-Look allerdings nicht. Leonardo Dicaprio ist schon so herum gelaufen, wenn eine Rolle beruflich gerade keine andere Frisur verlangte. Mein Sohn probierte die übrigens auch schon vor eineger Zeit - allerdings um die Kosten für einen Haarschnitt zu sparen.

Also woher kommen solche Extreme, denn Die Fußballer, die damit ja geradezu Modell laufen, haben ihn auch nicht erfunden. Ich habe den Verdacht, dass die großartige kanadische Serie "Vikings" der Auslöser für den Undercut war - und hoffentlich nicht etwa Wochenschau-Aufnahmen aus dem dritten Reich, wie böse Zungen den Einfluss der Neonazi-Szene unterstellen.

Was die Wikinger um Ragnar seit 2013 an Hair-Styles tragen, findet sich tatsächlich weltweit wieder. Das ganze dann auch in Kombination mit Runen und Götterdämmerungen als Tätowierungen..







Dieser Post hat übrigens nichts damit zu tun, dass mein Haar langsam schütter wird. Ganz im Gegenteil. Eine alte Freundin meinte dieser Tage, dass mein Haar viel zu lang sei.

Ich habe ihr natürlich nicht verraten, dass ich aktuell auf einen Dutt spare...

Sonntag, 23. Oktober 2016

Da oide Depp!

Am Tag bevor sich mein über alles geliebter Großvater auf eine Operation einließ, die für ihn tödlich enden sollte, machte er alleine mit mir noch eine Wanderung durchs Hochsauerland. Beides; Dass er auf einmal nicht mehr da war, aber auch die Grandezza der letzten Stunden mit ihm, ließen mich lange Zeit nicht los. Wie konnte so ein witzig eleganter Baum von einem Mann so einfach von einem Moment auf den anderen verschwunden sein? Meine Verehrung und das Andenken  hielten sogar an, bis ich seine Größe als Teen erreichte und alle seine teuren Sachen auftrug, die meine Mutter von ihrem Vater behalten hatte. Komischer Weise hielten mich meine Klassenkameraden nicht für irre - in einer Zeit mit Schlaghosen-Jeans...

Heute liegen schon viele im Grab, denen meine Zuneigung galt und die auch jünger waren als ich. Ja, der 1. November naht, aber das ist nicht der Anlass für diese Einleitung. Ich halte nichts von Friedhöfen ich gehe nicht an Gräber und möchte auch in keinem liegen. Es ist schwer, das in diesen Tagen einer traditionell gepolten Familie zu vermitteln. Aber ich vertraue auf das nachhaltige Gedenken in meinem Kopf und auf die letzten Erinnerungen, die ich an die Verstorbenen habe.

Darum geht es mir heute: Über den Einklang von Körper und Geist bei dem Prozess des Alterns. Nur wenige sind begnadet, ihn bis zum Schluss zu erleben. Ich dachte in meinem jugendlichen Wahn, zu denen zu gehören.

Es hätte nicht der immer kleiner werdenden Radien meiner Aktionen bedurft, um heraus zu finden, dass mein Körper nur noch bedingt, den immer noch schnellen Gedanken folgen kann. Aber das war wohl ein Irrtum, wie ich vor ein paar Tagen erleben durfte. Jetzt bin ich überzeugt, dass mein Körper noch super funktionieren würde, wenn die Schmerz-Signale, die in meinem Gehirn ankommen, nicht zu Fehlfunktionen führten

Nach einer Sitzung bei der Hausverwaltung stieg ich im Dunklen aufs Rad, als ich vorne an der Straße eine nahezu perfekte Silhouette einer Frau im Jogging-Dress als Schattenriss sah. Als ich auf die Straße einbog, machte sie gerade Rumpfbeugen und Stretching, was in meinem Kopf Reflexe auslöste, die bei einem Mann wohl bleiben, so lange Hirnströme fließen.

Jetzt wollte ich die Grazie auch von vorne sehen und blieb noch für einen Moment auf dem Bürgersteig, machte aber einen ausreichend großen Bogen, um sie nicht zu stören. Der Bogen war zu groß. Ich übersah den Pfahl des Verkehrszeichens  im Halbschatten, prallte voll dagegen und machte aus voller Höhe einen Abflug nach dem ich mich dreimal überschlug und wie ein verletzter Maikäfer platt auf dem Rücken liegen blieb.

Ich wusste sofort, dass ich nicht verletzt war und begann mich lachend zu verfluchen: Was bin ich für ein alter Depp, dass ich für einen Blick auf eine schöne Frau, mein Leben riskiere. Aber da stand diese Fee schon besorgt über mir:
"Fehlt Ihnen was?"
"Nein, mein Körper ist unverletzt. Aber ich glaube, dass mein Kopf nicht mehr ganz richtig tickt,"
"Aber Sie haben doch den Helm auf,"
"Das meinte ich nicht."

Mit ihrer besorgten Hilfe rappelte ich mich langsam auf. Da stellten wir fest, dass bei dem Aufprall von meinem Rad die Kette rausgesprungen war. In dem Funzel-Licht war das trotz der Handy-Lampe und ihren schmalen, gepflegten Händen hinter dem Kettenblech aussichtslos. Zehn Minuten versuchte sie das aber dennoch hartnäckig.

Jetzt hatte ich noch mehr schlechtes Gewissen, denn es war ja feuchtkalt und sie hatte nur das dünne Jogging-Zeug an. Bevor ich sie zum Laufen drängte, musste ich aber noch wissen, wieso eine junge Frau mit derart perfektem Äußeren im Dunklen zum Joggen geht. Ob sie Sportlerin sei?
Nein, sie trainiere, weil sie Polizei-Anwärterin werden wolle...

Als ich mein Fahrrad zur Hausverwaltung zurück schob, dachte ich, dass es um unser Land doch gar nicht so schlecht stünde, wenn Model-Schönheiten sich für den gering bezahlten Dienst bei der Polizei entschieden.

Aber da kamen die alten Schmerzen schon zurück, die im Sturz und beim Abrollen nicht da waren, weil das Adrenalin wohl die in Jahrzehnten angeeigneten Reflexe beim Fallen blitzschnell frei gegeben hatte.

Körper und Geist im Einklag - und dennoch ein alter Depp!

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Jede Revolution frisst ihre Kinder

Dass Revolutionen "ihre Kinder" fressen, klingt wie eine moderne Metapher. Wer sich aktuell auf der Welt umschaut, tut sich schwer Länder zu finden, in denen es nicht irgendwie brodelt. Gar bereits oder immer noch Unmengen von Blut vergossen werden.

Pierre Victumien Vergniaud war im Vorfeld der Französischen Revolution derart seherisch, dass er seine Weissagung  mit einem Aphorismus begründete: Der girondistische Anführer erinnerte an die römische Mythologie als er meinte:."Die Revolution ist wie Saturn, sie frisst ihre eigenen Kinder!"

Dass sich dieser Spruch vor allem bei Deutschen so ins Gehirn brannte, ist Karl Georg Büchner zu verdanken. Der Mediziner und Literat dichtete in seinem Theater-Stück "Dantons Tod" den verkürzten Satz in den Verteidigungs-Monolog des tragisch Gescheiterten. Büchner wurde nur 23,  Er erlebte weder die Französische noch die Deutsche Revolution, aber seine Werke überlebten bis heute mit ihrer genialen Gültigkeit jeden Umschwung, der dann irgendwann wieder bei alten Verhältnissen landete.

Vergniaud überlebte auch. Aber nur weil er - wieder in weiser Voraussicht - rechtzeitig nach England floh, ehe die Guillotinen wahllos zum Einsatz kamen  und dabei auch viele Kinder der Revolution köpften.

Obwohl exzessives Blutvergießen wohl zu jeder Revolution gehört, finden sich immer genügend, die sich opfern wollen. Obwohl sie bei der geschichtlichen Regelmäßigkeit doch davon aus gehen müssen, dass ihr Opfer umsonst war. - Und das heroische Andenken von anders denkenden Epigonen gelöscht wird.

Die Basis ist immer ein gewisser Zorn in Teilen des Volkes, der dermaßen schwelt, dass geschicktes, populistisches Zündeln leicht einen Flächenbrand erzeugt. Unabdingbar für jede Revolution scheint die möglichst umfassende Vernichtung anders Denkender. Und trotzdem hält dieser Aderlass nie lange vor. Nach "Freiheit, Gleicheit  Brüderlichkeit" bestieg Napoleon den Kaiser-Thron. Als General ließ er noch zur Marseillaise marschieren. Nach dem Deutschen Kaiser-Reich scheiterte die Demokratie und gebar den braunen Terror Hitlers.

Und jetzt? Was ist aus dem Arabischen Frühling, Maidan, dem Irak und Syrien geworden? Was aus Afghanistan? Aus der so genanten Kultur-Revolution der Volksrepublik China ist das kapitalistischste Land auf dem Erdball mit den meisten Milliardären entsprungen. Diese Oligarchie hätten nur gemäßigte Intellektuelle verhindern können, aber was der Sheng Wu Lien mit deren Massenvernichtung noch übrig gelassen hat, wird heute von der Staatsmacht ins Exil getrieben.

Aber dass die Demokratie immer wieder auch größte Blutbäder überleben kann, sollte uns so nachhaltig beeinflussen, dass wir sensibel mit ihr umgehen und ihre Feinde nicht köpfen, sondern mit Argumenten ermüden.

Zwei Ereignisse in diesen Tagen haben mich zu dieser Thematik veranlasst:

1. Das unsägliche TV-Plebiszit, bei dem das Fernseh-Volk aus dem Bauch für einen Freispruch des Piloten gestimmt hat. Grundgesetz Ade!

2. Die glücklicher Weise hemmungslose Aussage eines Nahost-Experten, der zu jung ist, um Revolutionen nachhaltig ins Kalkül zu ziehen. Er meinte, dass es egal sei, dass Mossul von dem so genannten IS befreit würde. Die verschwänden dann wieder im Untergrund und schauten erst einmal wieder zu, wie Suniten und Shiiten sich flankiert von Kurden wie vorher
wieder gegenseitig die Köpfe einschlügen...
Jede Revolution frisst ihre Kinder; Acryl auf  Mal-Karton

Sonntag, 16. Oktober 2016

Kirchweih

Heute wird in überwiegend katholischen Gegenden Kirchweih gefeiert. Seit ich mit einer mehr oder weniger praktizierenden Katholikin zusammen lebe, wird an diesem Tag Gans gegessen. In letzter Zeit  meist in einem Restaurant, weil wir den Dauer-Geruch in der Wohnung nicht mehr haben wollen, und weil das leckere Schmalz für unsere Gesundheit nun wirklich nicht gut ist....

Praktisch, dass der Vater unseres Enkels ein Meisterkoch in spe ist. Er bereitet sie heute für uns in dem Restaurant vor, in dem er arbeitet. Letzte Woche hatte er gemeinsam mit meiner Frau Geburtstag. Mein Frau hat ihre weltberühmte "Hochzeits-Suppe" mit Rindfleisch und diverser Knödel-Einlage gemacht. Der junge Hindu, der vorgibt, nicht religiös zu sein, passte aber trotzdem, weil man an so einem Tag keine heilige Kuh essen könne...

Ich war weit davon entfernt, verwundert zu sein. Wir feiern Weihnachten mit ihm und Ostern. Wir essen an Aschermittwoch und am Karfreitag Fisch. An Freitagen gibt es bei uns meist Vegetarisches, ohne dass wir groß drüber nachdenken.

Erstaunliches über die unbemerkte Infiltration des Glaubens, die wir ja gerade den Moslems vorwerfen, las ich vergangene Woche von einem berühmten Mann, dem Gebete nun wirklich nicht zugetraut werden:

Er sagte:"Ich glaube nicht an die Kirche und an ein Bild Gottes, aber wenn mir danach ist, bete ich; manchmal mehrmals am Tag".

Mein Werdegang zum Agnostiker ergab sich schrittweise von einem gläubigen, evangelisch geprägten Knaben in Hamburg zur Volksschule in München, in der das Evangelische regelrecht unterdrückt wurde. Es gab Fleiß-Bildchen (von denen ich kaum welche bekam) mit Heiligen-Motiven und es wurde das Kruzifix im Klassenzimmer angebetet.

Da die Schule im Herbst begann, in dem ja das Oktoberfest quasi nahtlos in die Auer Dult übergeht, war mir die Unterdrückung meines Glaubens schnurz egal. Hauptsache Kirmes!

Dass das die Kurzform für Kirchweih-Messe war, lernte ich erst, als ich die ganzen Rituale der Kirche endlich durchschaut hatte. Dafür lachten sich meine bayrischen Schulfreunde tot, wenn ich den Traditions-Spruch versuchte:

"D'Kirta dauat bis am Mirta"

Was übersetzt soviel heißt, wie nach der Kirchweih-Messe darf noch bis Mittwoch gefeiert werden. Heute, da die Auer Dult für mich eigentlich das schönere Münchner Volksfest ist, weil es auch einen Riesen-Markt für Kitsch und Krempel auf ihr gibt, dauert sie eine Woche. Soviel zu solchen Sprüchen.

Im vergangenen Jahr waren wir bei strömenden Regen auf der Dult. Letztlich suchten wir aus Verzweiflung die Mariahilf-Kirche auf, der ja diese Kirta gewidmet ist. Natürlich war sie gerammelt voll, weil viele ihren Schutz suchten. Mein Frau bekreuzigte sich artig, und ich war so ergriffen von diesem Gotteshaus, dass ich kurz zu dem Gott betete, an den ich eigentlich nicht glaube...

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Mit den Taschen einer Frau

"Mit den Waffen einer Frau" war ein sehr heiß diskutierter Film, der 1958 uraufgeführt wurde. Jean Gabin und Brigitte Bardot waren die Protagonisten in diesem Film Noir: Rechtsanwalt verliebt sich in junge Klientin und die wird vom eigentlichen Lover, einem Studenten, aus Eifersucht ermordet. Die BB überraschte die Kritik durch sensationell glaubhafte Darstellung.

Ob der Plot nach einem Roman von Georges Simenon heute noch ginge? Ich denke schon. Dennoch wäre ich nicht für ein Remake, sondern würde ein ganz anderes Drama vorschlagen:

"Mit den Taschen einer Frau". 

In den Hauptrollen meine Frau und meine Wenigkeit.

Das wäre ein Thema, das vor allem Männer berührte.
In meinem alt gewordenen Freundeskreis gibt es nur wenig Geschiedene. Die meisten haben wie ich, gemeinsam mit ihrer Partnerin eine Vielzahl von Handtaschen-Moden mit gemacht. Ich gestehe, dass ich meiner Frau zahlreiche Taschen zum Geschenk gemacht habe, die ihr sogar so gefallen haben, dass sie sich bis heute nicht davon trennen konnte. Es waren praktische, mal kleine, mal elegante aber niemals ausreichend große darunter. Oft passend sogar zu Kostümen, die ich wagemutig für sie ausgesucht hatte.

Offenbar habe ich meist ihren Geschmack getroffen, obwohl die Taschen bei mir nicht selten Auslöser für Panik-Anfälle und Beinahe-Herzinfarkte waren. Und wenn ich mit den anderen Ehemännern aus ansonsten tadellosen Beziehungen sprach, kamen mir ähnliche Probleme zu Ohren:

Egal, wie groß oder klein die Handtaschen der Frauen waren; Es war in ihnen nichts zu finden.

Ephraim Kishon hatte ja in einer Satire schon einmal darüber reflektiert, was seine Premierministerin Golda Meir in ihren gewaltigen Handtaschen so mit sich führen könnte.

- Meine Frau hat bestimmt keine H-Bombe dabei, aber ihre Handtaschen wirkten auf mich - sobald sie länger in Gebrauch waren - immer bedrohlich. Als die Großraum-Taschen wieder in Mode kamen, waren sie daher für mich als Geschenk nicht  mehr opportun.

Am schlimmsten ist es immer für mich, wenn sie mir voller Vertrauen zugesteht, etwas aus ihren Taschen zu nehmen, um es ihr zu bringen. Lieber schleppe ich das tonnenschwere Ungetüm zu ihr hin, als es zu öffnen.

Denn was ist das denn für ein Höllenschlund, das Lesebrillen, Riesen-Schlüsselbunde, Notizbücher, diverse Dokumente, Pillenschachteln und sogar Handys derart unauffindbar verschluckt, dass nur noch ein Winseln statt Klingeltöne zu vernehmen sind?

Ich habe sogar beim Europäischen Patentamt ein faltbares Sprung-Türmchen angemeldet: Links und rechts bietet das eine öffnende Halte-Vorrichtung, über der ein Sprungbrett in den schwarzen Schlund ragt. Frau muss zum fündig Werden also nur noch einen Hecht machen, um zum schnelleren Auffinden tief in den Inhalt der Tasche einzutauchen...

Diese Anmeldung wurde nicht mal zur Prüfung  in Erwägung gezogen, obwohl im Patentamt ja sehr viele Frauen arbeiten.

Wenn Mann nur wüsste, was für Gefahren in diesen einer Geisterbahn nicht unähnlichen Futteralen lauern, wäre er vielleicht nicht so irritiert. Was müssen Frauen in Zeiten der Emanzipation denn so dringend mitschleppen, was wir Männer vor allem im Sommer in Gesäß- und Hosentaschen unterbringen? Ein rätselhaftes Geheimnis!

Zum Glück habe ich eine Nichte, die Anwältin ist, und schon von Berufswegen für die Offenlegung von Fakten ist. Zuvor war ich immer der Meinung, dass sie einen Teil der Akten und  des Archives in ihren geräumigen Handtaschen mitschleppt. Aber sie belehrte mich freiwillig durch Vorlage aller Beweise über den "absolut aufs Notwendigste beschränkten" Inhalt.

Hier das Beweis-Foto:

Sonntag, 9. Oktober 2016

Schlagwörter

Natürlich bin ich nicht so ein naives Faktotum, dass ich glaube, alle Zugriffe auf meinen Blogs stammten von interessierten Lesern aus Fleisch und Blut. Längst werde ich auch von der Schwarm-Intelligenz allgemeiner und spezieller Suchmaschinen ausgekundschaftet. Um das zu erkennen,gibt es die Blog-Statistiken  zu den Herkunftsländern der Zugriffe. Mein Sohn hat mich schon ein paar mal aufgefordert, meine Titel so speziell mit Schlagwörtern zu versehen, dass sich daraus dann höhere Zugriffszahlen ergeben.

Für mich haben meine Blogs aber irgendwie schon ihre "Unschuld" verloren, als ich sie über g+ öffentlich gemacht habe. Der kleine, intime Nutzer-Kreis derer, die mich persönlich kennen, war mir irgendwie lieber. Nun ist es aber geschehen, und die auf 100 000 zu marschierenden Zugriffe haben die üblichen negativen Begleit-Erscheinungen des WWW.

Früher war mir klar, dass wenn ich im Blog Putin, Obama oder Erdogan erwähnte, kam es innerhalb der ersten Minuten zu starken Ausschlägen in der Statistik. Bei der jeweiligen Herkunft waren die Zugriffe aus Russland, den USA und der Türkei sprunghaft wegen der automatischen Downloads angestiegen.

Seit sich das weltpolitische Klima so radikal verändert, machte mir das schon irgendwie Sorgen. Aber dann tröstete ich mich mit meinem Alter und dachte mir: Bis mich wegen meiner lächerlichen Texte ein ausländischer Geheimdienst abschleppen könnte, schaue ich mir eh schon die Radischen von unten an,

Seit meinem Text zu der Sex-Arbeiterin im Home-Office, ist das allerdings ganz anders geworden. Jetzt wird meine Mail-Box täglich mit Spam überschüttet, bei der die Absender gar nicht daran denken, aus dem Verborgenen zu operieren.

Weltweit erhalte ich jetzt "Angebote" mit meinem "Home-Office" gegen eine geringe Nutzungsgebühr in einen Weltweiten Dienstleistungs-Zirkel einzutreten, in dem ich spielend viel Geld machen könne.

Aber viel unverfrorener sind Suchmaschinen, die mir wegen der einmal gewählten Thematik mehrmals täglich  anbieten, mich von kundigen "Cyber-Barbies" flach legen zu lassen...

Als ob das bei meiner Figur noch ginge - das flach Legen...

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Stöhnen im Home-Office

Die virtuelle Welt  bietet der Rechtssprechung immer wieder neue Herausforderungen. Ob Whistleblower, Datenklauer oder Cyber-Mobber, ständig ist die Justiz gefordert, Sachverhalte zu beurteilen, die bisweilen seltsam anmuten, aber für die Unversehrtheit der Gesellschaft unabdinglich sind:

Heute stellt sich einer Münchner Richterin der verzwickte Ausgabe, darüber Recht zu sprechen, wann Home-Office-Arbeit aufhört und gewerbliche Unzucht anfängt. Die Münchner Abendzeitung hob dieses Thema sogar auf ihre Titelseite, nachdem sie gestern noch gefordert hatte, dass wir in puncto Heimarbeit am Computer zu anderen, fortschrittlicheren Ländern aufschließen sollten...

Allerdings war ja da die Klage einer Liebes-Dienstleisterin schon anhängig. Die hatte gegen die fristlose Kündigung ihres Vermieters geklagt, weil der ihr gewerblichen Missbrauch  von Wohnraum vorgeworfen hatte.

Dabei hatte die  junge Dame, die gar keine Gunstgewerblerin ist und schon gar nicht auf dem Strich tätig war, gar keine unmittelbar körperliche Arbeit mit nach Hause genommen, sondern ihren wohl tadellosen Körper lediglich auf Kommando vor der Webcam geräkelt. Das alleine ist wohl gar nicht justitiabel, wie die AZ vermeldete. Nachgegangen wurde der Sache, weil die Klägerin offenbar schauspielerisch soviel Spaß an ihrem Tun hatte, dass sie laut in die Kamera jauchzte und stöhnte. Zu laut wie ihre braven Nachbarn monierten... Scheiß Neubauten!

Die Rechtsexperten des Boulevard-Blattes räumten der Sex-Klage keine große Chance auf Erfolg ein. Bei Redaktions-Schluss dieses Blogs, war das Urteil noch nicht verkündet.

Aber so oder so hat der Vorgang bei mir ein wenig Panik ausgelöst. Nicht, dass ich die Absicht hätte, mich mit meiner versauten, altersschlaffen Figur leicht oder überhaupt  nicht bekleidet vor meiner Webcam zu räkeln. Aber mein Gestöhne, wenn ich mich zur Zeit nur ein wenig bewege oder das extatische Jauchzen, wenn ich mich zur Entlastung  nur ein paar Minuten hinlegen kann, wird vermutlich nach dieser Berichterstattung von  meinen durch diesen Lärm belästigten Nachbarn zu einer Sammelklage genutzt werden.

Die Enttäuschung wird allerdings grenzenlos sein, wenn sie dann im Zuge der polizeilichen Ermittlungen von meiner reaktiven Arthritis erfahren...

Montag, 3. Oktober 2016

Einheit?

Dass die Wiedervereinigung des geteilten Deutschland nicht zwangsweise zur Einheit führen würde, mahnten 1990 im Taumel der Euphorie nicht wenige Volkswirtschaftler und Soziologen an. Von den Politikern war nur einer halsstarrig genug, das auszusprechen: Oskar Lafontaine. Das kostete ihn alle Chancen bei seiner Kanzler-Kandidatur in gleichen Jahr.

Dass er in Vielem Recht hatte, ergab sich erst nach und nach. Womit jedoch auch er  nicht gerechnet hatte, war der Willen des Volkes in Ost und West, diese unglaubliche Herausforderung zu meistern.
Wenn Franzosen, Engländer, Italiener und die kleineren Nachbarn das geahnt hätten, wären sie vielleicht etwas auf die Bremse gestiegen. Aber der Wirtschaftliche Aufschwung für ganz Europa während der ersten Phase seiner Vereinigung und der Einführung des Euro traten alsbald hinter nationalen Überlegungen zurück. Eh sich alle versahen, hatte Deutschland ein Gewicht in Europa erlangt, das heute ungesund auf der Gemeinschaft lastet.

Eine Kanzlerin, die aus dem System der DDR stammt, ein Bundespräsident, der zunächst die Syssyphos-Arbeit der politischen Verbrechens-Aufklärung übernahm, um dann als einstiger Friedens-Pfarrer der DDR Bundespräsident zu werden aber auch der Einsatz halbwegs unbelasteter Sportfunktionäre katapultierte Deutschland  humanistisch und soziologisch in den Status einer Supermacht. Ein Staat in der Gemeinschaft, der letztlich Europa das "Wir schaffen das!" aufzwingen wollte...

Und auf einmal bröckelt die Einheit aller Orten so stark, dass das geniale Gebilde Europa einzustürzen droht. Ausgerechnet die Ungarn, ohne die die Mauer erst viel später gefallen wäre, schwimmen nationalistisch gegen den Strom und finden allenthalben rechtsnationale Unterstützer in anderen Regierungen.  - Und sie geben diesen Tendenzen in Deutschland auch noch Rückenwind.

Schon viel zu  früh hatte ich das Stasi-Spitzelsystem im Sport an der eigenen Person mit erleben müssen, um zu glauben, dass die Mächte des Bösen im kapitalistischen Benefizium erliegen würden.

Zwei historische Erkenntnisse sprachen eindeutig dagegen:

Während in der Bundesrepublik die "Entnazifizierung" ja auch nur schluderig und halbherzig vollzogen wurde, fand sie in der DDR hinter verschlossenen Türen statt. Das vermittelte den Bürgern den Anschein, alle Nazis seien im Westen gewesen. Tatsächlich aber wurde die "Säuberung" in der DDR eindeutig nach dem Vorbild des nationalsozialistischen Aufstiegs still und leise vollzogen. "Verwaltungs"-Spitzenkräfte gelangten wie in der BRD - oberflächlich auf Glanz gebracht - wieder in einflussreiche Positionen;

vor allem die Top-Spione aus der Canaris-Zeit

Millionen Agenten und Abermillionen an Devisen sind doch nicht von einem Tag auf den anderen verschwunden, weil absehbar die Mauer eingerissen wurde. So wie die jüngst verstorbene Margot Honecker haben doch viele ihr Denken gar nicht verändert. Sie wirken eben - wie sie es gelernt haben - weiter im Untergrund, und können sich darauf verlassen, dass die Teens und Twens, die die DDR gar nicht mehr richtig erlebt haben, in ihren Gefühlen des abgehängt Seins, willfährige Zuhörer werden.

Zudem bekommen die Westler, die ihre Vorurteile nie über Bord geworfen hatten, jetzt Oberwasser und bezichtigen die, die sie mit ihrem "Soli" zwangsweise unterstützt haben, der Undankbarkeit.

Wenn sich Deutschland  nicht nur  über den freien Tag freuen soll, muss die national gefeierte Einheit tatsächlich zu einer echten Vereinigung werden - in Deutschland und Europa.

Samstag, 1. Oktober 2016

Die ewige Schönheit

Bei einem unserer letzten Burghof-Essen in Ligurien, fragte unsere verwitwete Nachbarin - mit ihren 77 Jahren äußerst stattlich und gut anzuschauen: "Sag mal, du magst wohl reifere Frauen (donne mature)?"
Ich hatte nicht wirklich über diese Frage nachgedacht, da legte sie gleich nach: "Ich sehe doch, wie du immer mit ihnen flirtest. Für italienische Männer sind wir nämlich nur noch nonne (Omas)."

Heute musste ich bei der Lektüre der SZ an diese Bemerkungen denken. Da war davon die Rede, dass in Kalifornien nach der Klage einer älteren Schauspielerin ein Gesetz verabschiedet wurde, nachdem ältere Miminnen darauf bestehen können, dass ihr wahres Alter aus dem Internet getilgt werden könne, Weil das bei der Rollen-Vergabe nicht nur Chancen mindere, sondern auch diskriminiere...

Wenn ich an all die gebotoxten, gelifteten und mit Silikon-Brüsten ausgestatteten Altstars denke, verstehe ich die Welt wirklich nicht mehr. Was, wenn die sich nicht selbst diskriminieren, indem sie der Natur ins Handwerk pfuschen?

Und ja, da gestehe ich auch meine Schwäche für Frauen die sich ihrem fortschreitenden Alter aufrichtig und gelassen entgegen stellen. Immer mehr - auch in meinem internationalen Bekantinnen-Kreis  - können sich dabei auf ein inneres Strahlen verlassen, das mir als ehemaligem Fotografen sofort "einleuchtet".

Was macht Hollywood da aus den eigenen Altstars? Meiner Meinung nach unterstreicht es großartige Schauspiel-Kunst allein schon, wenn eine Mimin ihr Alter einfach an die Wand spielt.
Offenbar haben weder Britinnen noch Französinnen aber auch Deutsche Stars weit weniger Probleme, sich zu "demaskieren", als in Hollywood arbeitende Frauen:
Judy Dentch, Helen Mirren, Isabelle Huppert, Catherine Deneuve sowie Hannelore Hoger oder Kathrin Ackermann - die Mutter von Maria Furtwängler - brauchen sich offenbar über den Mangel an Engagements nicht zu beschweren

In Ihren jeweiligen Rollen sind diese Damen immer noch spielend in der Lage erotische Funken zu versprühen, was einer gefühlt 200mal gelifteten Dolly Parton oder Jane Fonda kaum noch gelingt. Wobei Letztere zumindest einen wahren Meister der Schönheits-Chirurgie bemüht hat.

Vor ein paar Tagen habe ich gesehen, wie die stets umwerfend erotische Charlotte Rampling (70) ihrer Kollegin Carolyn Pickles (65) am Ende der zweiten Staffel von "Broadchurch" ihre Liebe gesteht. Die beiden Donne Mature küssen sich mit gespielter Leidenschaft derart, dass einem geradezu die Luft weg bleibt... Das fand auch -etwas pikiert zwar - der Daily Mirror.