Mittwoch, 11. Februar 2015

Abwarten und Tee trinken

Ist Minsk die letzte Chance für den Frieden?
Wird der IS zurück getrieben?
Findet sich jemand, der Boko Haram in Afrika stoppt?
Schafft Griechenland es aus der Schulden-Klemme?
Wird das gegenseitige Abschlachten in Syrien aufhören?
Schrumpft PEGIDA tatsächlich?
Wollen die, die diese Konflikte ausgelöst haben wirklich ein besseres Dasein für Ihre Mitmenschen?

Das sind alles Fragen die zur Zeit aktuell sind, und auf die niemand eine Antwort hat.
Aus einer Zeit, die an Konflikten ähnlich reich war, stammt der Spruch:

Abwarten und Tee trinken!

Die Sprachforscher sind sich darüber nicht einig, wie es zu dieser Empfehlung kam. Plausibel erscheint, dass damit das Ausheilen von Krankheiten durch Heiltees gemeint war. Da hatten die Ärzte in China, aus deren Sprache das Wort Tee stammt schon Jahrhunderte lange Erfahrung, ehe in unseren Breiten das Gebräu aus Kräutern als Tee bezeichnet wurde...

Wenn einer die Floskel heute noch gebraucht, meint er im übertragenen Sinne: Entspann dich! Du kannst ja eh nichts ändern!

Ein Fehler wäre es allerdings zu glauben, dass friedliches Tee trinken die Angelegenheiten von selbst zum Guten wenden würde. Dann bräuchten sich die Mächtigen ja nur gegenseitig einen einzuschenken. Und ob es über eine Tasse Tee tatsächlich zum Frieden käme, ist fraglich, wenn  ich mir allein die Diskussionen mit meinem allerbesten Sohn vergegenwärtige.

Dieser hat sich in den letzten Jahren ein Wissen über Tee angeschlürft, bei dem ich nicht mithalten kann. Schon seine diversen Tee-Service und Kännchen belegen, dass er nicht nur ein Computer- sondern nun auch ein Tee-Nerd geworden ist - wie übrigens viele in seinem Bekannten-Kreis...

Wenn Wissen aber über Geschmack herrscht, baut sich bei mir sofort Widerstand auf:
Mein Sohn besteht darauf, dass ein Tee nur maximal drei Minuten ziehen darf, damit er neben frischem Geschmack auch eine schöne Farbe hat. Ich liebe es, wenn der Tee mindesten sechs Minuten zieht und seinem Namen schwarzer Tee alle Ehre macht. Sohnemann lässt neben dem Ur-Earl-Grey mit Bergamotte auch solche Verschnitte mit Kornblumen gelten. Da bin ich schon aus historischen Gründen Purist. Wie beim Streit , ob ceylonesische Silver Tips gleich zu bewerten sind wie Silver Flush aus Nepal. Ich will mir einfach nicht vorschreiben lassen, wer der Beste ist.

Als Kind war der Filius begeistert, wenn wir mit Kandis-Zucker und Sahne-Wölkchen "Lecker Köppke" auf ur-friesische Art tranken. Jetzt lässt er nur noch präzise Abläufe in einer Art eigener Tee-Zeremonie gelten, aber er verwendet Filter-Säckchen aus Papier.

Was soll nur aus der Welt werden, wenn wir schon im Kleinen derart über Geschmack streiten?

Von wegen abwarten und Tee trinken.

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