Freitag, 29. Oktober 2021

Wut-Weihnacht

Jetzt fangen sie schon an, vor Allerheiligen/Allerseelen  in allen Medien  Weihnachten zu thematisieren. Dabei muss doch erst einmal dieses neumodische Halloween ohne Schreck-Infarkt überstanden werden! Bin ich denn der einzige, bei dem bald eine Wut auf Weihnachten wächst. Vor etwa einer Woche haben B3-Moderatoren ihre Hörer bereits befragt, ob "Last Christmas" schon mal zum "Antörnen" gespielt werden soll, und dann wurde es tatsächlich runter gedudelt.

Es gibt wohl einen Grund für die Aktivierung dieses Weihnachts-Frühwarnsystems: Die gestörten Lieferketten sollen als Kaufrausch-Verhinderer ausgemacht worden sein. Mangel an Leiter-Chips für Spiel-Konsolen, Smartphones, Unterhaltungs-Elektronik sollen ein Grund sein, aber auch Christbaumschmuck, Kekse und Konfekt sowie sonstige Leckereien gelangen wohl nicht mehr rechtzeitig zur Genüge in die Regale. Dazu fehlen gerade jetzt auch noch wegen der doofen Pandemie Fahrer für den Transport. Puh! Und ich habe immer gedacht, das macht alles Santa Claus mit seinem Schlitten im Raum-Zeit-Kontinuum!

In den Container-Häfen stapeln sich derweil aufgestaute Container mit in China produzierten bunten und billigen, eigens für Weihnachten produzierten, keinesfalls nachhaltigen Produkten. Die Lebensmittel sind um 15 Prozent teurer geworden und treiben mit den Spritpreisen die Inflation vor sich her. Noch dazu dürfen viele es an Heiligabend nicht mal kuschlig warm haben, weil die Heizung so teuer geworden ist, und der Strom für die Lichterketten auch. Ja geht's noch? Haben die Verschwörungs-Theoretiker am Ende doch recht gehabt, und der Grinch macht uns Weihnachten madig?

Quelle: kinderfilmblog.de

Dagegen kann sich jeder wehren. Durch Konsum-Verzicht, falls echt nix da ist: Einmal an Weihnachten nicht über die Schmerzgrenze zu fressen und zu saufen oder nicht Berge von Päckchen zu packen, keinen Familien-Krach wegen des zu mickrigen  Lieferketten-Pandemie-Baums zu haben. Das könnte uns doch alle zur Besinnung bringen, wie einst in schwereren Zeiten die besinnlichen Tage mit Vorfreude romantisch vorbereitet und verbracht worden sind: Kekse, mit den Zutaten die noch ins Regal gelangt sind, selber backen; Leberkäs statt Lachs; Patience statt Party, Gesellschaftsspiele statt Konsolen-Koma und gesellige Gespräche statt Gruselfilme aus der Glotze.

Also anstelle einer Weihnacht 2.0 mal wieder ein Christfest 0.2. Das verringert auch den Stress hektischer Einkäufe von Dingen, die dann womöglich  gleich wieder zwischen den Jahren umgetauscht werden.

Im Kaufrausch fällt es dann vielen schwer an die "Vierte Welle" zu denken
Quelle: Wuppertal total


 

Mittwoch, 27. Oktober 2021

Unsterbliches glauben

Bei Tintoretto lebt Lazarus offenbar noch
und gibt zu Mutmaßung Anlass, dass es eher
um die Genesung eines Todkranken
und weniger um die Erweckung eines Toten
gegangen sein mag - also eher: Nimm dein Bett und wandle!
Aber der Lazarus-Legenden sind da eben viele...
Bild-Quelle: kunst-fuer-alle.de

Zitat aus der "Auferweckung des Lazarus", wie sie Luther in der Übersetzung der Bibel überliefert hat.
Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. 

Je länger gläubige Christen am Leben sind, desto öfter hören sie diesen Spruch am offenen Grab eines ihnen nahestehenden, verstorbenen Menschen. Als Agnostiker hat mich stets dieser fabelhafte Konjunktiv beeindruckt, den die Pfarrer heute richtiger Weise meist mit der unumstößlichen Feststellung "ob er gleich stirbt" vortragen.
Ich gehe nicht mehr auf Beerdigungen und suche auch später keine Gräber mehr auf. Unsterblichkeit wird Gläubigen in beinahe allen Religionen zugesagt. Sogar im nordischen Ur-Denken der Wikinger gelangten ein Kämpfer oder eine Schild-Maid nur dann in die Walhalla zu Odin, wenn sie im Kampf mit blutigem Schwert in der Hand nieder gestreckt wurden.

Dass der Mensch am Leben hängt und ums Überleben kämpft, ist in der Ur-Matrix unserer Gehirne verankert. Das wird als gesundes Denken betrachtet. Selbst die, die ihr Leben in der Misere fristen müssen, erfahren wohl eine Erleichterung in der Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Aber stellen sich möglicher Weise der Frage nicht, wie das aussehen wird. Geht nur die Seele auf Wanderschaft oder feiert man auf Ewigkeit ein Gelage mit Odin bei Met und Schweinehaxen? Und was mag die Unsterblichkeit des Menschen bei der jetzt schon krassen Überbevölkerung unseres Planeten anrichten?
Aber es 
ist dabei ja nie von einem Ganzkörper-Transfer ins Jenseits die Rede, sondern von der nicht stofflichen Seelen-Wanderung ins Paradies - oder wenn es ganz schlecht läuft eben in die Hölle. Auch das fiele ganz schön ins Gewicht, denn auch andere Aggregatszustände bringen ja Gewicht auf die Waage...

Duncan MacDougall 1866 - 1920
Quelle auch unten: Wikipedia
Die durchschnittliche Seele habe ein Gewicht von 21 Gramm verkündete 1902 der amerikanische Arzt Duncan MacDougall nach einem Experiment der Psychostasie an seinen verstorbenen Patientin. In jüngster Gegenwart wiesen  jedoch Experimente unter Hypnose darauf hin, dass lebende Probanden in dieser  "loslösenden" Situation schon knapp ein halbes Kilo Körpergewicht abnahmen.
Beide Experimente gaben jedoch zeitversetzt keinen Hinweis auf die Verortung der Seele im Körper des Menschen. Überwiegend wird das Gehirn als Sitz der Seele vermutet, weil von dort ja die Botenstoffe für den übrigen Organismus ausgeschüttet wird. Die eher ethische Annahme, sie sei eine Herzensangelegenheit wurde seit der ersten Herz-Transplantation millionenfach zumindest korrumpiert.

Die "Auferstehung des Lazarus", von dessen Akt seiner Heilung ja der Begriff Lazarett abgeleitet wurde, gibt nur dann noch Rätsel auf, wenn die Erfolge der modernen Medizin samt ihrer Leben erhaltenden Apparaturen einfach ignoriert werden.

Wieso Stress so häufig den Seelen-Frieden überlagert, zum Tode und posthumen Gewichtsverlust führen kann, strukturierte ein anderer Lazarus mit seinem auch heute noch angewendeten Stressmodell:
Der Psychologe Richard Lazarus veröffentlichte es 1986.
Der Anlass, Unsterbliches zu glauben, sorgt hier in Bayern mit den Feiertagen Allerheiligen und Allerseelen kommenden Montag und Dienstag für ein verlängertes Wochenende. Da haben dann wenigstens auch Normalsterbliche etwas von. 

Übrigens: Ganz in der Tradition besucht meine Frau auch heuer wieder mit ihren Geschwistern in der Dämmerung an das geschmückte Familiengrab und zündet ewige Lichter an...


Quelle: t-online.de










Montag, 25. Oktober 2021

Die Liebe im Wandel

 Heute vor 46 Jahren haben meine Frau und ich uns im Standesamt einer großen oberbayrischen Gemeinde nach acht Jahren "Probezeit" das Jawort gegeben. Es war ein Samstag, und der Standesbeamte kam extra ins Rathaus.
Unser erste Hochzeitstag war überspannt von einem weißblauen Himmel, die Sonne schien so warm wie sonst im Spätsommer. Im Garten und im Haus meiner Eltern ließen sich die Hochzeitsgäste von dem leuchtenden Oktobertag und der von Schwager und Schwägerin arrangierten Dekoration zu einem rauschenden Fest hinreißen. Ein Glückstag, der fast in einer großen Tragödie geendet hätte, weil die Braut-Entführer bei ihrer rasanten Flucht auf der engen Bergstraße fast ein Nachbarskind überfahren hätten...
Bis heute grüble ich, wie unsere Ehe mit so einer Last verlaufen wäre. Es ist aber eben auch in der Folge alles gut ausgegangen. Wieso? Ich weiß es nicht! Hat es sich einfach so ergeben, weil wir das Glück von unserem Hochzeitstag auf unser ganzes Leben ausgedehnt hatten? Ganz sicher nicht!

Das junge Paar beim Anschneiden
der Hochzeitstorte am 25. Oktober 1975
Schon vor der Ehe haben wir uns so heftig gestritten, dass der engere Freundeskreis meinte, wir seien ständig am auseinander Gehen. Wir streiten bis heute über alles, bis die Fetzen fliegen. Vor unserer ersten Begegnung war ich ein geschniegelter Lackaffe, der Jeans nicht mochte. Und ich war ganz und gar unpolitisch, obwohl in meinem Elternhaus Politik ein ständiges Diskussionsthema war, und in ihrem nicht. Ich denke, sie formte mich mehr, als ich es damals wahrhaben wollte. Aber wir waren uns auch im Wesen so ähnlich, dass neue Bekannte uns oft für Geschwister hielten. Im Job waren wir trotz unserer Jugend schon so erfolgreich geworden, dass uns Mangel an Geld keine Probleme bereitete. Wir sagten zwar "mein Mann" und "meine Frau", aber tatsächlich wollten wir einander nie besitzen und jeder ließ den anderen machen.

Die Liebe im Rausch der Sinne hatten wir ja schon vor der Ehe hinter uns. Mit den Kindern musste die Liebe dann gerecht verteilt werden. Sie geriet oft durch meine langen Reisen aus der Balance, aber noch heute sagen Tochter und Sohn in ihren Vierzigern und mit eigenen Herausforderungen des Lebens kämpfend, dass sie eine glückliche Kindheit und genug Liebe hatten. Was mich begeistert - weil ich das mit meinen Schwestern nicht hatte - ist ihr schier unglaublicher Zusammenhalt.

Mein Vater, der es auch auf 50 Jahre Ehe
gebracht hatte, ließ es an gereimten
Ratschlägen nicht mangeln.
Fotos: Werner Vollmer

Nicht erst als die Kinder aus dem Haus waren, holten wir immer um diese Zeit unsere damals nicht erfolgte Hochzeitsreise nach. Auch beim Nachholen hatten wir unglaubliches Glück und erlebten im selben Zeitraum nicht nur das Wetter des ersten Hochzeitstages, sondern auch kaum zu überbietende, herbstliche Romantik in einer wieder ganz anderen Liebe.

Die Liebe im Wandel ist eine Herausforderung, der sich heute immer weniger Paare stellen. Sie verpassen da etwas. Vor allem die Erkenntnis, dass an der Harmonie der Zweisamkeit immer wieder aufs Neue gearbeitet werden muss, und diese Arbeit dann auch wirklich belohnt wird.

Danke Schatz! Obwohl ich ja weiß, dass Du meine Blogs gar nicht liest.

Foto: Doris Kreh

Freitag, 22. Oktober 2021

Die Geister, die sie riefen

 Es war ja nur ein Frage der Zeit, wann die horösesten Hollywood-Visionen von der Cyber-Wirklichkeit überholt werden. Je mehr digitalisiert wird, desto größer die Abhängigkeit von funktionierenden Programmen. Je höher das Datenvolumen, das geschützt werden muss, desto wahrscheinlicher wird es, dass einer bösen Willens die Algorithmen "just for fun hacken" möchte. Was vor ein paar Jahren noch ein Lausbuben-Streich war, ist aktuell ein Erpressungsgeschäft mit Milliarden Schäden. Aber auch eine Bedrohung der nationalen Sicherheit, wenn ich daran erinnern darf, dass sogar das Handy unserer Kanzlerin gehackt werden konnte...

Da die Staaten - allen voran wohl die Bundesrepublik Deutschland - der rasanten Entwicklung des digitalen Daten-Transports immer ein paar tausend Giga-Bits hinterher  hinken, haben die Mächte des Bösen es leicht, systematisch anzugreifen. Bezeichnender Weise wurde diese Problematik bei uns dem Verkehrsministerium zu geordnet, das von einem Minister gleitet wird, der ja noch nicht einmal den Straßenverkehr während seiner Amtszeit in den Griff bekommen hat: Andreas Scheuer CSU, ein Mann der augenscheinlich mehr mit seinem Profil als mit funktionierendem Schutz unserer Daten beschäftigt war.

Wie lange wird den unkaputtbaren
Bruce noch sein ranziges T-Shirt
vor den Cyber-Gangstern schützen?
Im übrigen wurden 200 Szenen
dieses Films mit Computern
bearbeitet...
"Angespannt bis kritisch" befand der  Lagebericht des Ministeriums gestern. Das ist eine brutale Verharmlosung einer Ist-Situation, in der Weltfirmen bei uns lieber leise "Lösegeld" zahlen, als erfolgreiche Angriffe auf ihre Firewalls zu melden.

Man konnte den Bruce-Willis-Streifen "Die Hard 4.0" aus dem Jahr 2007, der einen Generalangriff auf die die von Daten gesteuerten Versorger thematisiert, damals noch mit Fug und Recht für eine SciFi-Cyber-Klamotte halten. Aber schaut ihn heut noch mal an: Angesichts der Einmischung in Wahlkämpfe durch Missbrauch sozialer Medien bis hin zum Knacken von Wahl-Automaten wächst ja die Bandbreite der Ziele  täglich weiter.

Bei meinem Betriebs-System erfährt der Schutz vor Malware in den Mails jede Woche ein Update gegen "Malware" und Junk-Mails. Dennoch gelingt es einigen immer wieder, mit ihren dubiosen Meldungen durch zu kommen. Schon das bloße Anklicken des Löschens könnte dabei tatsächlich einen Virus aktivieren. Die Zeiten, in denen der Laie naiv sagen konnte "ich hab ja eh nichts zu verbergen" sind längst passé, weil ja auch Smartphones und Tablets synchronisiert mit den selben Mails bombardiert werden. Was tückisch ist wenn man vielleicht gerade unterwegs und nicht konzentriert ist.

Gefährlich wird die Cyber-Kriminalität dadurch, dass immer mehr strafunmündige Jugendliche
sich mit Geduld von einschlägigen Foren angeleitet daheim zu leichtsinnigen Hackern entwick
eln.
Die brauche dann gar keinen Hoody mehr, weil die Eltern ihr Tun eh nicht mehr begreifen...
Quelle: vsma


Mittwoch, 20. Oktober 2021

Wenn Brummis nicht mehr brummen

 Für die langen Fahrten zwischen unseren beiden Wohnorten wählen wir grundsätzlich Sonntage aus, weil wir dem LKW-Verkehr ausweichen wollen. Wir sind froh, dass wir heute diese Wahl haben, aber was haben wir uns im Arbeitsleben über die Menge an Lastwagen auf unseren Straßen aufgeregt. Zwischen den Verlagen in Mannheim und Stuttgart, die ich zu bedienen hatte, ließ ich in Staus ein paar Lebensjahre; sowohl zeitlich als auch durch den Stress. Schuld war meistens der LKW-Verkehr, der in obligaten Baustellen zu dem mittlerweile auch wissenschaftlich erforschten Rückstau sorgte.

Klar regen wir uns vor allem im Urlaubsverkehr
über die LKW-Kolonnen auf. Aber was wird, wenn diese
Glieder der Lieferketten marodieren?
Quelle: faz,net

Die von unseren Grünen angestoßene Verlagerung des Schwerverkehrs von der Straße auf die Schiene scheint, den aktuellen Zahlen zufolge, gründlich fehl geschlagen zu sein. Zu Beginn diesen Jahres waren allein in Deutschland 3,4 Millionen LKW zugelassen - fünfmal mehr als noch vor 50 Jahren... Damit ist Deutschland mit Abstand Europameister.

Aber jetzt das: Die Lieferketten drohen zu zerreißen. Und das ist nicht allein der Pandemie geschuldet, denn es fehlt nicht nur in Großbritannien wegen des Brexit an Fahrern, sondern insgesamt geht der Transport-Branche in ganz Europa der  Nachwuchs aus. Klar haben wir während der Lockdowns vor allem auf das Krankenhaus- und Pflegepersonal geschaut, aber jetzt, da sich selbst die Lieferdienste an die Haustür immer mehr versspäten oder das Weihnachtsgeschäft zu kollabieren droht, richtet sich das Augenmerk endlich auch auf die Brummi-Fahrer und die LKW-Fahrerinnen.

Den gemütlichen Brummi der Vergangenheit,
hat es eigentlich noch nie gegeben.
Es wird Zeit, dass dieses Bild
gendergerecht übermalt wird...
Quelle: transport-online.de

Die Leute an den Lenkrädern der Laster, die soviel Verantwortung im alltäglichen Straßen-Verkehr tragen und die wir so oft verfluchen, sind ähnlich dramatisch unterbezahlt. Ihre Arbeitszeit wird bis zur krassen Ausbeutung ausgedehnt - trotz Fahrtenschreiber und gesetzlich vorgeschriebener Pausen . Auch in Deutschland fahren immer mehr mit einem LKW-Führerschein aus osteuropäischen Ländern zum Mindestlohn oder gar noch darunter. Es wäre also zu unser aller Sicherheit  der Politik angeraten, die Standards so anzuheben, dass nicht noch mehr Desperados mit Tonnen schwerster Güter über unsere Straßen düsen. Es reicht schon, dass Boris Johnson sie mit Spezial-Visa in den Linksverkehr  seiner Insel locken möchte...

Montag, 18. Oktober 2021

(H)Ampelmännch*innen

gimp- und paint-Collage
Claus Deutelmoser

 Die Ampel soll es nun also die nächsten vier Jahre richten. Schon lustig, was sich da immer an Bezeichnungen ausgedacht wird.  Wo doch nie alle Farben der Ampel gleichzeitig aufleuchten. Dann wäre sie ja kaputt. 
Jamaika wäre ein schlechtes Omen gewesen, weil der Insel-Staat immer noch durch unbeherrschbare Kriminalität auffällig ist. Schwarzrot hätte ja eher für ein "weiter so" gestanden oder für Berlin, das ja im Moment scheinbar zu Rot-Rot tendiert. Wenn der Grüne Wilfried Kretschmann weiter so den schwarzen Landesvater gibt, hätte Schwarz -Rot auch für ein wieder auferstandenes Königreich Württemberg stehen können.
Schwarz-Grün hätte nit Tansania symbolisiert werden können, wäre aber auch nicht passend gewesen, weil da ja zwei grüne Streifen die schwarze Mitte einschlössen. Obwohl: In späteren Geschichtsbüchern könnten  Historiker/innen durchaus glaubhaft behaupten, dass  Habeck und Söder als Spitzenkandidaten das für die angeschlagene Republik bessere Ergebnis eingefahren hätten, denn mit denen hätte es für Rot-Gelb-Grün sicher keine Mehrheit gegeben...

Grün gegendert werden Fußgänger*innen- Ampeln
Quelle. Uni Kiel
Kommen wir also auf die Ampel zurück, die zu weiteren Überlegungen zwingt: Steht sie auf Rot, wäre ja eigentlich Stillstand gefordert. Nur mit dem Gelb zusammen schaltet sie  auf Grün. Dass nur Grün allein bei allen für freie Fahrt sorgt, ist aber auch in Zukunft eher unwahrscheinlich.

Die Pandemie hat nämlich eines deutlich gemacht: Die Politik ist extrem abhängig von den Fäden, an denen ihre Akteure von Wirtschafts-Mächten fast wie Marionetten bewegt werden. Covid-19 hat dafür gesorgt, dass die Superreichen und Reichen noch reicher und die Armen noch ärmer wurden. 2021 wurden weltweit 2755 Milliardäre erfasst, die  immerhin 13,1 Prozent des Weltvermögens halten.

Das Reizwort Reichen-Steuer ist dabei nur so lange politisch und untauglich, wie in jede wirtschaftliche Klemme Steuergelder  en masse gepumpt werden, die dann überwiegend von jenen kommen, die keine Chance und Mittel haben, ihr wahres Einkommen effektiv zu verschleiern. Panama- und sonstige Papers werden zwar mit viel Medien-Rummel aufgedeckt, aber ob sie dann tatsächlich im Einzelfall geahndet werden, bekommt ja durch stille Absprachen keiner mehr mit.

Abgesehen welches Ministerium die bekommen, die oben auf einer Landesliste standen, werden es ohne spezielles Experten-Wissen  dann wohl eher (H)Ampelmänn*chinnen sein, die die Lobbyisten der Wirtschaftsmächtigen nach ihrem Kalkül zappeln lassen...

Freitag, 15. Oktober 2021

Zweimal zuhause

Was ist bei stetem Wechseln zwischen zwei Wohnorten eigentlich das, was wirklich aufregt? Es ist das Bangen um eine sichere Fahrt und ein Willkommen in dem anderen Zuhause, dass man ein halbes Jahr nicht bewohnt hat. Nach einer zauberhaften Herbstfahrt vom Meer über die Alpen fanden wir hier bei der Ankunft unser Appartement blitzeblank geputzt vor,  und der Kühlschrank war mit allem gefüllt, was unsereins nach der langen Fahrt so braucht.

Aber unterschiedlicher  geht der Alltag wohl nicht: In Italien ist unser Leben über vier Etagen verteilt, und für jeden Einkauf müssen wir ins Tal hinunter. Danach muss auch alles auch noch zur Burg hoch geschleppt werden. Die Wohnung hier ist kleiner als ein Stockwerk unseres Hauses in Italien, aber sie ist so ausgestattet, dass wir hoffentlich nie ins Altersheim müssen. Alles Notwendige für das tägliche Leben liegt uns quasi zu Füßen. Wenn wir es darauf anlegten, könnte jeglicher Bedarf sogar geliefert werden. Wie auf einem Dorf kennt uns allerdings jeder, gibt sich erfreut, dass wir wieder da sind und spricht uns mit Namen an. Vor allem gibt es Dank Tiefgarage und Fahrstuhl kaum Schlepperei!

Die Grabesruhe von der Burg wird durch das stete Rauschen des Verkehrs an unserer Kreuzung abgelöst, aber dafür ist der Blick hinunter auf den multikulti "Menschen-Zoo" natürlich oft viel spannender als der auf die Piazza und die grandiose Landschaft Liguriens.


Da sitze ich nun im Glashaus auf dem Opa-Sessel, lasse das pralle Leben an mir vorbei rauschen und habe dennoch trotz Familie und so  spätestens nach dem 6. Januar auch wieder Heimweh nach Italien. 

Wir  haben natürlich auch schon darüber nachgedacht, öfter hin und her zu wechseln - wie noch zu der Zeit als wir im Beruf waren, aber dann hätten wir ja den Schmerz und den Stress des Abreisens und Ankommens eben auch häufiger...

Uns ist bewusst, dass es ein Privileg ist, eben diese Wahl zu haben.
Apropos Wahl meine Leserschaft wundert sich vermutlich bereits, wieso mein streitbarer Geist bislang kein Wort über den Ausgang der Bundestagswahl verloren hat. Tatsächlich befürchte ich immer noch ein "Weimarer Geklüngel" aus dem die AfD wieder erstarket hervor gehen könnte. Also abwarten welche Koalition wir bekommen und das Beste hoffen!